Text: “Aber dich gibt’s nur einmal für mich”

GegenBez-AutorInnenkollektiv 2001
(Wir haben hier einen alten Text wieder online verfügbar gemacht. Er ist auch als Dokument der Diskussionen vor 15 Jahren zu betrachten – antifa:debug)


Vorwort zur Online-Ausgabe

Hallo! Ich habe leichtfertiger Weise zugesagt, eine Online-Ausgabe der unter “Werbung” angepriesenen “Aber Dich…”-Broschüre herzustellen. Nun, hier ist das Ding. Die Bilder sind nicht drinne, bis auf das eine, das inhaltlich wichtig ist. Der Text ist der von der 1. Auflage.
Wer mir Tipps geben kann, von welcher Seitenbeschreibungssprache ich qualitativ hochwertige Print- und Online-Versionen erzeugen kann, melde sich. Von [Scheiß-Windows-Layout-Programm| zu html ist eine Zumutung!


GUTEN TAG

ZWEIERBEZIEHUNGEN

EINLEITUNG

WIE DIESES PAPIER ENTSTANDEN IST
VORGEHENSWEISE

BEGRIFFSDEFINITION VON ROMANTISCHER ZWEIERBEZIEHUNG (RZB)

DIE GUTEN SEITEN

IMMER FÜR DICH DA
WENN AUS LIEBE NEUES LEBEN ENTSTEHT
DIE SCHMETTERLINGE
WILLST DU? ICH WILL
FÜR JEDES TÖPFCHEN GIBT’S EIN
DECKELCHEN
DER ANDERE MENSCH MACHT DEN MENSCH ZUM EINEN
MENSCHEN

DIE SCHLECHTEN SEITEN

VERTRAG
DER AUFRISS
AUFREIßEN IST MÄNNERSACHE
DREI SIND EINER ZU VIEL?
TRÖSTEN IST FRAUENSACHE
SICHERHEIT IST KEINE SICHERHEIT IST
MONOTONIE
NAMEN UND RAHMEN UND DIE KONSTRUKTION VON
GESCHLECHT
VEREINHEITLICHUNG VON BEZIEHUNGEN
SO KANNS AUCH KOMMEN
ADVERTISE YOURSELF! ODER WERTKRITK IST NÖTIG
EIFERSUCHT IST LIEBESBEWEIS IST BESITZANSPRUCH
KAPITALISMUS
Reproduktion
Abhängigkeit
GEFÜHLSMARKEN TROTZ ÜBERFLUSS

WOHER KOMMT DER EINFALL, ANDERE UND DAMIT SICH SELBST ZU BESCHRÄNKEN

LIEBE ALS PARADIGMA
GESCHICHTLICHE HERLEITUNG DER RZB
SCHULE
PROPAGANDA
Popmusik
Fernsehen
Kirche

WIE’S ANDERS SEIN KANN

SOLIDARISCH ZU ALLEN
ODER AUCH SO

WAS BEI DER UMSETZUNG SCHWER IST

DIE GESCHLECHTSSPEZIFISCHE KOMPONENTE DER NETZWERKLEBENSFORMEN
EIGENE DENKMUSTER
FREMDERWARTUNGEN AN MICH
FREMDBEURTEILUNG

SCHLUSSWORT



Guten Tag

Als AutorInnen dieses Textes halten wir es für angemessen, uns kurz vorzustellen. Da die Intention für diesen Text (die Absicht, ihn zu schreiben) aus unserer Unzufriedenheit mit unseren Lebensverhältnissen entstand und diese nicht nur losgelöst von uns selbst entstanden sind, sind die selbigen auch für die Rezeption des Textes von Belang.
Es handelt sich bei “uns” um drei Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, von denen eine hartnäckig als Frau und zwei als Männer bezeichnet werden.
Zwei von uns haben ein paar Jahre in seriellen Monogamie-Beziehungen gelebt, einer ist davon gänzlich verschont geblieben bzw. hat keine abgekriegt. Wir alle waren die längste Zeit unseres Lebens heterosexuell.
Wir kommen also, was das Thema dieses Papiers angeht, aus total normalen Verhältnissen.
Seit einiger Zeit versuchen wir das, was wir hier theoretisch beschreiben, auch in unserem Leben umzusetzen und treffen dabei auf viele der Schwierigkeiten, auf die wir weiter unten eingehen.
Trotzdem sind wir uns einig, dass wir kein Bedürfnis verspüren, wieder eine dauerhafte romantische Zweierbeziehung zu leben.


ZWEIERBEZIEHUNGEN

Man machte Lebensmittel haltbar,
erfand Dauerkonserven.
Wenn auch natürlicher Geschmack
und der Gehalt an guten
und wertvollen Stoffen
verloren geht:
DIE WARE HÄLT SICH!

Genau so empfinde ich
viele Zweierbeziehungen:
dauerhaft gemacht,
ohne Rücksicht auf Qualität

Kristiane Allert-Wybranietz


Einleitung

Es war doch schon immer so! – Menschen suchen sich einen anderen Menschen, der ganz genau zu ihnen passt, alles so macht wie sie, der sie total gut versteht, mit dem sie über alles reden können. Sie geben sich das Versprechen, für den Rest ihres Lebens zusammen zu bleiben, sich immer lieb zu haben, und vor allem: treu zu sein, also mit keinem anderen Sex oder etwas in dieser Richtung zu haben. Oft zeugen sie auch Nachkommen, ein Zeugnis ihres Bundes, um die sie sich dann kümmern und die etwas an ihrem eigenen Glück teil haben dürfen. Wie gesagt, so war es schon immer oder so wird es immer sein. Und: Man macht das eben so. Warum also “dagegen” sein?

Dass man das eben so macht, dass es immer so sein wird, damit wollten wir uns nicht zufrieden geben, weil unsere Wirklichkeit anders aussah, als uns erzählt wurde.
Zwei von uns kennen dieses “Es war schon immer so!” aus eigener Erfahrung und was sie erlebt haben, war gar nicht so idyllisch, wie sie gelernt haben, dass es sein soll.
Im Gegenteil war es eher schmerzhaft als erfüllend und ein Leben lang wollten sie das nicht mit machen. So brachte sie der Widerspruch dazu, darüber nachzudenken, warum es denn ganz anders war, als sie gehofft hatten und wie es ihnen immer versprochen wurde, woran es liegen könnte, dass sie in ihren Liebesbeziehungen nicht glücklich waren.

Dabei merkten sie, dass diese romantische Vorstellung von einem “Leben zu zweit” viele Widersprüche in sich birgt, denen sie sich nicht mehr aussetzen wollten und entschlossen sich, keine “Zweierbeziehung” mehr einzugehen. Später trafen sie auf die dritte Person, die noch voller Träume von Romantik und Liebe und Ehefrau und eigene(!) Kinder war, die bis dahin nur als außenstehende Erfahrungen mit Zweierbeziehungen gemacht hatte.
Diese fand es sehr interessant, aber auch etwas merkwürdig, was ihm die zwei da erzählten, von wegen, so ein Lebensentwurf würde zwangsweise unnötige Abstriche mit sich bringen und eher schädlich für Menschen sein, als ihnen etwas bringen.
Ein bißchen wollte sie sie auch wieder “auf den richtigen Weg zurückbringen”, die Vorzüge, die eine Romantische Zweierbeziehung hat, herausstellen.
Doch dann begann sie, ihre eigenen Gefühle zu hinterfragen, bewertete das, was sie erlebte, anders und zweifelte bald selbst an dem Konzept “ewige Liebe”.

Nach gar nicht langer Zeit merkte sie, dass die anderen beiden recht hatten und entschloss sich, ebenfalls “dagegen” zu sein.
Irgendwann kam eine von uns auf die Idee, die Gedanken zu diesem Thema, die Kritik an dem Bestehenden aufzuschreiben, um anderen zu sagen, “wo wir stehen” und um die Möglichkeit zu geben, sich mit einer etwas ausführlicheren Analyse auseinanderzusetzen, zu kritisieren, etwas zu erwidern und auch – zugegeben – um die anderen Menschen zu überzeugen, dass das Leben ohne Romantik und ewiger Liebe viel angenehmer sein kann und es für uns nicht so schön ist, wenn wir die einzigen sind, die so denken und leben und alle anderen um uns, auf die wir angewiesen sind, es anders machen.

Das Ergebnis liegt nun vor euch. Lang hat’s gedauert, aber wir haben es geschafft.

Der Text ist vielleicht etwas schwierig zu lesen, weil unsere Arten zu schreiben recht unterschiedlich sind. Einige werden sich vielleicht auch über die Verwendung der Personalpronomen (sie/er) und Possesivpronomen (ihr/sein) und die Endungen von Personenbezeichnungen wundern. Das liegt daran, dass einige von uns männliche und weibliche Form gleichberechtigt benutzen wollen.
Andere sind Anhänger des dekonstruktivistischen Feminismus, wonach die Geschlechter (nicht nur die sozio-kulturellen sondern auch die biologischen) konstruiert sind und es deshalb egal ist, ob eine von mir als “sie” oder als “er” spricht, die männliche oder weibliche Form benutzt 1 .

Wir wissen, dass wir oft von idealtypischen Beziehungen schreiben und dass es auch viele Mischformen von und weniger starre Vorstellungen über romantische Liebesbeziehungen gibt.
Und es geht nicht um einen liberaleren, offeneren Umgang mit HERRschaftsverhältnissen, sondern um Emanzipation, Befreiung von ihnen.

Wir verstehen diesen Text als Diskussionspapier, als Ausdruck unseres aktuellen Diskussionsstandes, das auch viel von unseren Gefühlen, teilweise auch Nachwirkungen von Verletzungen, die wir erlebt haben, enthält.
Oft haben wir darin mehr Fragen als Antworten. Wir denken, dass wir einen für viele Menschen sehr sensiblen Lebensbereich ansprechen, in dem viele ähnlich wie wir schon verletzt wurden und auch verletzt haben. Dabei ist es meist nicht üblich, darüber zu sprechen, weil das ja “privat” ist. Aber gerade über dieses “Private” müssen wir sprechen, weil wenn die Beziehungen von Menschen nicht funktionieren, krank 2 machen, gewalttätig sind (was wir schon oft nicht mehr merken, wir haben uns daran gewöhnt 3 ), dann muß die Gesellschaft ja genauso sein und dann in dieser Weise auch wieder auf die Beziehungen zurück wirken.

Dieses Papier soll helfen, (sich) bestimmte Verhältnisse in uns und in der Gesellschaft zu erklären, sich selbst bewußt zu werden. Es soll dazu anregen, über den eigenen Umgang mit anderen Menschen, darüber, wie wir unser Leben gestalten wollen, welche Ziele wir uns setzen und ob deren Verwirklichung erstrebenswert ist, nachzudenken, vielleicht bessere Modelle zu entwerfen und mit anderen zu diskutieren und hoffentlich auch zu leben.

Viel Spaß und auch Geduld (mit uns) beim Lesen. Wir erwarten nicht, dass ihr uns zustimmt, aber dass ihr eure eigene Situation überdenkt, auf die Dinge achtet, die wir angesprochen haben, Menschen darauf ansprecht, warum sie denn so handeln, wenn ihr das seht, was wir hinterfragt haben.

Wenn ihr wollt, könnt ihr dieses Papier verändern, weiterentwickeln, zitieren, kopieren, weitergeben, ins Internet stellen. Nur zum Gewinn machen weiterverkaufen wäre nicht so toll. (People not profit! – Replace capitalism!)
Wir freuen uns auch über Kritik, die ihr veröffentlicht und/oder uns schickt (siehe Adresse am Ende).
TonSteineScherben singen, es wäre noch ein langer Weg, der vor uns liege, der aber Schritt für Schritt ins Paradies führe. Für uns ist dieses Paradies eine HERRschaftsfreie, gewaltlose Gesellschaft, in der die Interessen jedes Menschen berücksichtigt werden. Wir hoffen, dieses Papier ist einer der Schritte dorthin.

Viel Spaß also beim Lesen, Diskutieren und Lebensverhältnisse ändern!!!

Wie dieses Papier entstanden ist

Um der Verwirrung vorzubeugen, wollen wir darstellen, wie wir
dieses Papier geschrieben haben 4
.
Zu Beginn haben wir uns auf eine Gliederung geeinigt und die
einzelnen Punkte an Personen verteilt.
Im Laufe der Genese haben wir viele Punkte rausgeschmissen, wieder
reingenommen und überarbeitet. Teilweise beschäftigten
wir uns auch mit Literatur zum Thema und ließen einiges davon
einfließen.
In der Diskussion über das Papier haben sich die Standpunkte
rasant geändert und widersprochen und wir waren fast an einem
Punkt, an dem wir überhaupt nicht mehr weiter kamen. 5

Dann haben wir uns entschlossen, einfach die bisher entstandenen
Seiten aufzuteilen noch mal zu überarbeiten.
Den Widersprüchen in unserer Analyse versuchen wir dadurch
gerecht zu werden, dass alle drei am Ende noch in Fußnoten
abweichende Positionen zum besten geben.

Deshalb ist dieses Papier eine Collage dreier AutorInnen mit
verschiedenen Ansichten, Schreibstilen und Hintergründen.
Wir hoffen, dass es trotzdem lesbar ist.

Vorgehensweise

Wir stellen kurz den Fahrplan für dieses Papier vor.

Begonnen haben wir in unserem Text mit dem Versuch einer Definition
oder Beschreibung dessen, was im Mittelpunkt unserer Kritik steht,
die Romantische Zweierbeziehung.
Danach folgt eine Aufzählung dessen, was gesellschaftlich als
positiv an einer “festen” Beziehung gewertet wird.
Im nächsten Teil führen wir an, warum wir “feste
Beziehungen” ablehnen, was wir negativ daran finden und üben
teilweise auch Kritik an dem, was als positiv gewertet wird.

Was wir hierbei zeigen möchten, ist, dass die RZB ein
Herrschafts-verhältnis ist, auf jeden Fall zu
persönlichen Abstrichen bei den in ihr Gefangenen führt,
negative Auswirkungen auf die Menschen drumherum hat und zudem
funktional (nützlich) für den Fortbestand der derzeitigen
bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft ist.

Ebenfalls versuchen wir, zu erklären, wie RZBs in der
Geschichte entstanden sind und wie Menschen auf die Idee kommen,
RZBs eingehen zu müssen.

Im letzten Abschnitt versuchen wir dann, Möglichkeiten
aufzuzeigen, wie wir anders zusammenleben könnten. Hierbei
sind wir aber nicht zu einem Konsens gekommen, so dass mehrere
Entwürfe nebeneinander stehen.

… also los geht’s!!!!

Begriffsdefinition von Romantischer Zweierbeziehung (RZB)

Damit Ihr wisst, wovon wir reden, erläutern wir hier den
zentralen Begriff unseres Papieres

Wir sprechen in diesem Text häufig von der romantischen
Zweierbeziehung (RZB). Idealtypisch meinen wir damit diejenige
Beziehung zwischen zwei Menschen, in der durch Absprache(n) (“Wir
sind jetzt zusammen!”) geregelt ist, dass die beiden eine für
sich einzigartige soziale Beziehung und emotionale Bindung (Liebe)
haben, und mit der eine mehr oder weniger verbindliche
Ausschließlichkeitserklärung (“Treue”) auf
sexueller/körperlicher Ebene automatisch (ohne weitere
Absprache) eintritt oder vereinbart wird.

Wir fassen unter die RZB zahlreiche Konzepte des Zusammenlebens:
die Ehe, die offene Beziehung, das Liebespaar, etc.
Die Abgrenzung zur Beziehung – ein Band, das zwischen vielen
Menschen existiert – ziehen wir bei der Liebe, der romantischen
Liebe, die nur zwischen zwei Menschen bestehen kann und bei der
Absprache, der die Einschränkungen auf
sexueller/körperlicher Ebene regelt.


Die guten Seiten

Da so viele Menschen im hier und jetzt auf die RZB schwören,
scheint diese auch ihre guten Seiten zu haben. Im folgenden
Abschnitt stellen wir diese dar, wobei die Ambivalenz dieser
Lebensform hoffentlich schon deutlich wird. 6


Immer für Dich da

So lautet eines der geflügelten Worte, die die RZB
charakterisieren. In der Tat kann es auch was Gutes haben, wenn
mensch sich auf eine Person verlassen kann.

Wundervoll an einer 2er Beziehung ist, dass ich einen Menschen
habe, der immer für mich da ist.
Wenn ich etwas unternehmen möchte, ins Kino gehen, spazieren,
fernsehen etc., dann muß ich das nie alleine machen, sondern
habe immer eine Person um mich herum.
Auf diese Person kann ich mich immer verlassen. Wenn es mir einmal
schlecht geht, ich Probleme habe, krank bin oder einfach eine
brauche, ist sie da. Ich kann mit ihr reden, werde getröstet,
gestreichelt oder einfach in den Arm genommen. Auch muß ich
nicht allein einschlafen, ich habe eine, die mich wärmt und
mit der ich erzähle, wenn ich nicht einschlafen kann.
Natürlich ist es auch für mich eine Erfüllung,
für eine andere Person da sein zu können, wenn sie mich
braucht, zum reden, Zärtlichkeiten austauschen usw. Wir
können einander absolut vertrauen, über alles reden, was
uns beschäftigt, haben keine Geheimnisse voreinander.
Wir verbringen viele romantische Stunden miteinander. Wir bekochen
uns gegenseitig und essen dann bei Kerzenschein, hören Musik,
die wir beide mögen, machen für die andere
Frühstück oder baden zusammen. Manchmal kommt es vor,
dass sie für mich oder ich für sie keine Zeit habe/hat,
wir etwas mit anderen Menschen tun, Zeit mit anderen Menschen
verbringen.
Natürlich ist sie bzw. ich dann sauer, fühlen uns allein
gelassen, sind eifersüchtig. Und das zeigt, wie gern wir uns
haben, wie wichtig wir füreinander sind.


Wenn aus Liebe neues Leben entsteht

In der RZB kann mensch gut Kinder aufziehen

Kinder brauchen feste Bezugs-personen, denen sie vertrauen, weil
sie die vielen ungewohnten Eindrücke der Umgebung allein nicht
verarbeiten können.
Wenn sie in einer festen Beziehung aufwachsen, wird ihnen durch
diesen Rahmen Halt gegeben. Dabei lernen sie ihre
geschlechtsspezifische Rolle, wie sie sich zu verhalten haben, als
Junge oder als Mädchen.
Sie bekommen bei heterosexuellen Zweierbeziehungen verschiedene
Vorbilder, an denen sie sich orientieren können (ein Junge
kann sich am Vater orientieren, ein Mädchen an der
Mutter).

Eine Person hat dabei die Aufgabe, emotionalen Halt zu geben,
für Probleme da zu sein, und auf die Sicherheit des Kindes und
dessen Wohl bedacht zu sein.

Die andere Person hat dagegen eher die Aufgabe zu animieren;
Spielpartner oder Spielpartnerin zu sein, Späße
mitzumachen, Übertreibungen herauszufordern; zu
körperlicher Betätigung anzuregen und das Kind zu
motivieren, Ängste zu überwinden,…
All dies für ein Kind zu leisten, ist für eine einzelne
Person schlecht möglich.


Die Schmetterlinge

Hartnäckig behaupten die Leute immer wieder, farbenfrohe
Insekten im Bauch zu haben, auch wenn Amphibien oder Fische sich in
diesem Umfeld weitaus besser bewegen könnten. Ein paar
Betrachtungen über das Verliebt-sein. Wirklich einig sind wir
uns nicht darüber, was davon zu halten ist.

Verliebtsein wird als sehr positives Gefühl bezeichnet
(Kribbeln im Bauch, …), dass ja jede/r schon einmal hatte und
dass den Wunsch nach sich ziehe, mit dieser Person eine sehr innige
soziale und sexuelle Beziehung zu haben, d.h. glücklich sein
bei Treffen, Kribbeln, Wunsch nach Zuwendung & Angst vor
Zurückweisung.
Kommt es mal dazu, dass zwei Menschen gegenseitig ineinander
verliebt sind, gibt das der Welt einen besonderen “Kick”.

“Dieses Kribbeln im Bauch, das man niemals vergisst, als ob da im
Magen der Teufel los ist, … als ob man zuviel Brausestäbchen
isst … einfach so überzuschäumen vor Glück” –
Lässt es sich besser beschreiben? Dieses Gefühl, wenn ich
einen tollen Menschen kennen gelernt habe und plötzlich “hin
und weg” bin, weil der so lieb ist, so klug, wunderschön, mich
zum Lachen bringt, so toll reden kann, eine wunderschöne
Stimme hat, weshalb ich ihm ganz nahe sein, eine innige Beziehung
mit ihm haben möchte.
Wenn ich “Schmetterlinge im Bauch” habe, auch wenn ich gerade nicht
in der Nähe dieses Menschen bin. Wenn ich total aufgeregt bin,
wenn ich ihn sehe, mich nicht traue, ihn anzusprechen, aus Angst er
könnte mich doof finden. Die großen
Gefühlsschwankungen zwischen “himmelhochjauchzend”, wenn er
mir ein Lächeln, seine Aufmerksamkeit schenkt, und “zu Tode
betrübt”, wenn ich Luft für ihn bin, er mich nicht zu
beachten scheint.
Das ist “Verliebtsein”, wie es die meisten von uns kennen und
mögen. Na, gut. Ich habe ein bisschen übertrieben.
Aber so oder ähnlich müsste sich “Verliebt-sein”
anfühlen, habe ich mal gedacht, und so oder ähnlich
beschreiben es mir auch Menschen, mit denen ich über dieses
Thema spreche.


Willst Du? Ich will

Mit dem Eintritt in die RZB gehen die Menschen Verpflichtungen ein.
Wir versuchen, die Ausprägungen und Folgen dessen zu
beschreiben. Auch hierin haben wir gute Seiten verorten
können.
Mensch geht zu Beginn einer RZB eine Art Vertrag ein, der – meist
un-ausgesprochen – besagt, dass mensch sich liebt und niemand
anders (jedenfalls nicht auf diese [körperliche] Art), dass
die andere Person die wichtigste Person im eigenen Leben ist.

Um eine andere in ähnlicher Weise zu lieben, muss erst ein
neues Ritual vollzogen werden.
Meist ist dies sogar nur mit dem vollständigen Abbruch der
vorherigen Beziehung möglich, denn der “stumme” Vertrag, auf
den sich jegliches Vertrauen stützte, wurde ja gebrochen.
Da aber in der Realität in fast jeder RZB einmal ein solcher
“Fehltritt” bekannt wird (von den unbekannten ganz zu Schweigen),
reicht eine überzeugende Entschuldigung / Erklärung und
die Beteuerung, dass so etwas nie wieder vorkommen werde, manchmal
aus, um den Vertragsbruch zu überdecken.

Der Vertrag gibt den Betroffenen das Gefühl von Sicherheit.
Die Sicherheit, jemensch “gehört zu mir”, “Wir gehören
zusammen”,… . Die Bedürfnisse nach sozialen Kontakten und
Gemeinschaft, Vertrautheit, Geborgenheit, Zärtlichkeit und
sexueller Befriedigung sind – je nach persönlicher Auslegung –
teilweise oder komplett in diesem Vertrag enthalten und deren
Erfüllung kann automatisch von der RZB erwartet werden. Um
diese Bedürfnisse muss ich mich also nach Abschluss dieses
Vertrages nicht mehr anderweitig kümmern.
Ideeller Weise sind diese Verträge auf ein ganzes Leben
angelegt (was dann mit der Eheschließung nur seinen
staatlichen bzw. göttlichen Stempel bekommt) aber auch dies
wird heute meist erst mal durch die
“LebensabschnittspartnerInnenschaft” ersetzt, da die Kluft zwischen
Ideal und Realität wohl sonst zu groß wäre.


Für jedes Töpfchen gibt’s ein Deckelchen

Irgendwo da draußen muß der oder die eine, der oder die
für mich gemacht ist, rumspringen.

Insgesamt betrachtet, versorgt die RZB meine sämtlichen
Bedürfnisse, dieser Mensch, den ich immer suche, bis ich ihn
wieder mal gefunden habe, passt zu mir wie die Faust aufs Auge –
wissenschaftlich ausgedrückt, es besteht der Anspruch, dass
zwei Menschen eine absolut komplementäre
Bedürfnisstruktur haben.


Der andere Mensch macht den Mensch zum einen Menschen

Eine RZB zu haben, ist gesellschaftlich schon fast vorgeschrieben.
Das kann für diejenigen, die keine haben, ganz schön
anstrengend sein.
Die RZB wird in der Pubertät von den meisten Jugendlichen als
einzige Chance angesehen, gesellschaftlich akzeptiert, sexuelle
Erfahrungen zu machen. Wer noch keine Beziehung (Freund oder
Freundin) hatte, fühlt sich deshalb oft noch unfertig,
hinterher, unreif oder minderwertig und bekommt dies direkt oder
indirekt auch von der Außenwelt zu spüren.
(“Na, hast Du denn schon einen Freund?”, “Wieviele Freundinnen
hattest Du schon?).
Wer einen oder mehrere Freunde / Freundinnen hatte oder hat, wird
beneidet, macht neue Erfahrungen mit dem eigenen Körper und
dem Körper anderer Menschen und erfährt Liebe,
Geborgenheit und Vertrautheit unabhängig von der Familie bzw.
den erziehenden Bezugspersonen.

Für viele Menschen gilt die RZB als einzige Lebensform
(Beziehung, zusammen wohnen, (Heirat), Kinder). Sie sehen als
Alternativen nur den alternden Junggesellen und die alte
Jungfer.

Alle anderen Zusammen – Lebensformen (Kommune, FreundInnenschaften,
Wohngemeinschaft, Interessengemeinschaft, …) sind entweder nicht
bekannt, bzw. ohne Inhalt oder aber sie sind mit negativen Inhalten
/ Eigenschaften besetzt (unzureichend, unsicher, unverbindlich,
ausschließlich rational gesteuert, unnormal, schlampig). (das
könnte teilweise auch bei den schlechten Seiten stehen)

Die schlechten Seiten

Für alle, denen jetzt noch nicht übel ist, schildern wir
im Folgenden die schlechten Seiten von RZBs.


Vertrag

Mit Eintritt in eine RZB wird automatisch ein gesellschaftlicher
Rahmen akzeptiert, der Treue, Sexualität, Geborgenheit,
Zärtlichkeit und eine große Vertrautheit
ausschließlich mit dieser einen Person beinhaltet.

Dieser Rahmen ist nicht selbst gewählt, sondern von
außen vorgegeben und kann höchstens nachträglich
modifiziert werden (zum Beispiel zu einer “Offenen Beziehung” mit
Rechenschaftspflicht bei anderen körperlichen Kontakten …).

Der Rahmen ist also ideeller Weise meist nicht abgesprochen oder an
den momentanen Bedürfnissen der jeweiligen Personen
orientiert, sondern ein vorgegebenes Paket, welches ich entweder
ganz oder gar nicht annehmen muss.
Ich muss mich an vorgegebene Regeln halten und eigene
Bedürfnisse (z.B. gegenüber anderen Personen) ausblenden
oder verheimlichen, um so wichtige Bedürfnisse wie
Zärtlichkeit und Vertrautheit wenigstens mit einer Person
befriedigen zu können. Würde ich eine vorgegebene (nicht
selbst gewählte!!!) Regel verletzen, müsste ich
automatisch damit rechnen, das ganze oben genannte Paket von
Bedürfnisbefriedigungen zu verlieren. 7


Der Aufriss

Bevor wir sagen können, dass wir mit einander gehen,
müssen wir erst mal abklären, dass wir das wollen.
Kaufverträge sind einfacher abzuschließen.

Die Anbahnung einer Zweierbeziehung verläuft oft
generalstabsmäßig geplant.
Zunächst ist ein großer gesellschaftlicher Druck
vorhanden, da es zum Menschendasein gehört, eine feste
Beziehung zu haben. Es führt unbewusst zu einem großen
Unglücklichsein (Leidensdruck), wenn die Menschen um einen
herum fast alle feste Beziehungen haben, ich selbst aber nicht.

Um nun aber auch zu einem Partner zu kommen, und so zu einem
stärkeren Selbstbewusstsein, das mir das Statussymbol “feste
Beziehung” verschafft, beginnt das große Planen.

Zufällig “verliebe” ich mich in eine Person, die meinem Ideal
zu entsprechen scheint, und konzentriere mich nur noch auf sie.

Ich denke nur noch an ihn, rede nur noch von ihm und wenn er in der
Nähe ist, sind alle anderen Menschen nur noch Luft.
Damit er eine RZB mit mir eingeht, muss er sich natürlich auch
in mich verlieben. Ich frage Freunde, was sie über sie wissen,
versuche, so viel wie möglich über sie herauszubekommen,
was sie gern mag, nicht leiden kann, was sie gern macht usw.
Dann versuche ich, ihr irgendwie klarzumachen, dass ich genau der
Mensch bin, der zu ihr passt und nach dem sie schon so lange
gesucht hat (was wir ja angeblich alle tun).

Ich strenge mich total an, um sie auf mich aufmerksam zu machen,
versuche, in einem guten Licht zu erscheinen, mache Dinge, die ich
sonst nie tun würde oder die ich sonst vielleicht sogar doof
finde.
Jede Aktion und Reaktion wird vorher auf ihre Wirkung untersucht,
damit ja nicht eine Abwendung des potentiellen Partners / der
potentiellen Partnerin folgt.
Kennt sie mich ein wenig, kommt die nächste Stufe – die
Verabredungen, bei denen die vorher beschriebene Taktik
natürlich weiter angewandt wird. Ich lade ihn zum Essen ein,
ins Kino, in die Disco etc. und überlege währenddessen,
wie ich ihm noch näher kommen könnte, wann denn der
große Augenblick der Frage aller Fragen gekommen ist.
Ich freue mich nicht über die Zeit, die wir miteinander
verbringen, sondern versuche ständig, diesem einen Ziel nahe
zu kommen: der RZB. Erst dann ist alles in Ordnung.

Während dieser ganzen Planerei, den taktischen
Überlegungen, den Tricks und Finten werden die zwei
wichtigsten Aspekte dieses Schauspiels vergessen: die zwei Menschen
hinter den Masken.
Es geht in erster Linie nicht darum, die andere kennenzulernen, zu
entdecken, was ihr wichtig ist, welche Stärken und vor allem
welche Schwächen sie hat, auch das, was einer nicht gefallen
könnte.
Es geht darum, auf sich aufmerksam zu machen, sich darzustellen,
Boden gutzumachen, um irgendwann die Bastionen des anderen zu
erstürmen und die Fahne in Besitz zu nehmen.

Der andere Mensch bleibt dabei nicht Subjekt, nicht Zweck, sondern
Objekt, Mittel, mit dem ich die RZB erreiche.
Dabei vergesse ich auch mich selbst, denn ich muss mich total
anstrengen, das zu verbergen, was ich an mir nicht mag, versuche,
attraktiv zu sein, würdig für die RZB mit der anderen.
Ich muss versuchen, mich so gut wie möglich zu verkaufen, das
hoch-WERT-ige Angebot, mich, ins rechte Licht im Schaufenster
rücken (mit Düften, die verführen, Markenkleidung,
großem Wissen und Fachkenntnissen).
Auch ich selbst werde dabei zur Ware.
Nicht das, was ich wirklich bin, mit allen Unzulänglichkeiten,
die ich nun mal habe und mich ebenso ausmachen, ist es, was
interessiert, sondern das Modell, das ich von mir gemacht, die
Fassade, die ich entworfen habe.

Diese ganze Prozedur ist nicht nur entwürdigend für die
Personen, die sie durchlaufen müssen, nein, durch das riesiges
Regelwerk zur Anbahnung von RZBs sind auch diejenigen, die
eigentlich gar nichts damit zu tun haben wollen, eingebunden.

Festgeschrieben in der BRAVO und anderen Publikationen der
Bewusstseinsindustrie wird gesellschaftlich klar definiert, welche
Handlung zu welchem Zeitpunkt welche Bedeutung hat und angemessen
ist.
Z.B. ist es kaum möglich, einer Person anderen Geschlechtes in
der Disco ein Getränk auszugeben ohne dabei mitzudenken, dass
diese Handlung im gesellschaftlichen Rahmen Teil der
Anbahnungsmassnahmen für RZBs ist.
Deshalb ist es auch ungemein schwierig, die Bereiche der
menschlichen Interaktion (wechselseitiges Handeln), die
normalerweise an eine RZB gebunden sind, einfach so zu
praktizieren.
Im bürgerlich-patriarchalen Rahmen ist nun mal klar, dass z.B.
zwei Menschen, die nach einem netten Abend unter der selben
Bettdecke landen, Sexualität (am “Besten” Penetrationssex)
praktizieren müssen – eine echte Falle, für diejenigen,
die nach diesem schönen Abend “nur” ein bisschen kuscheln,
erzählen oder sogar einschlafen wollen.


Aufreißen ist Männersache

Klar, dass es im Patriarchat immer geschlechtsspezifische
Diskriminierung geben wird. Kaum ein Bereich ist dabei so
geschlechterdifferenzierend verfasst wie die Anbahnung der RZB.

Eine Frau ist im Laufe ihrer Beziehungs – Sozialisation oft so sehr
mit Reaktionen auf Anmache beschäftigt, dass sie gar keine
Zeit hat, eigene Ideen und Vorlieben zu entwickeln, geschweige denn
anzubringen.
Besonders bei körperlicher Anmache ist dies besonders stark
ausgeprägt. Eine Frau lebt mit der angelernten Gewissheit,
dass sie nur zu warten braucht, dass der andere Mensch auf sie
zukommt, wenn er was von ihr will / sie interessant findet.
Sie wartet also, dass sie angesprochen wird, zum Tanzen
aufgefordert wird, auf etwas zum Trinken eingeladen wird, angerufen
wird, o.ä.. Wenn dies dann geschieht, wird sie
“natürlich” ja sagen, wenn sie auch am anderen interessiert
ist, denn sonst ist die “Chance” vielleicht vorbei.
Wer weiß, ob er sich noch einmal bemühen wird? Ob sie
gerade wirklich Tanzen oder etwas Trinken will, ist dabei wirklich
nicht so wichtig, wichtig ist, dass sie ja sagt, um zu bekunden,
dass sie sein Interesse teilt.

Ähnlich verhält es sich leider auch meist mit der
körperllichen Seite der Anmache. Nur selten wird eine Frau,
die einen Mann mag, ihm den ersten Kuss, die erste Umarmung, etc.
verweigern, weil ihr gerade nicht danach ist. Schlimmer noch, sie
wird sich diese Frage wohl gar nicht stellen, denn hier geht es
nicht um das, was die Frau gerade toll und schön findet,
sondern darum, ob sie sich auf die Anmache des Typen einlässt
und ihm somit ihre Zuneigung bekundet. Das ist ein Handlungsmuster,
das sich durch eine ganze Beziehung ziehen kann und gerade in
körperlicher Hinsicht auch häufig tut.

Da Männer / Jungen in ihrer Sozialisation oft überhaupt
nicht lernen, wie sie mit Anmache umgehen sollen / können,
sind sie total verunsichert, wenn ihnen so etwas
“widerfährt”.
Bei einer Anmache durch Männer können sie wenigstens
zuschlagen, um ihrer Homophobie Ausdruck zu verleihen, aber bei
Frauen?
Nach meiner Erfahrung entwickeln sie Abwehrmechanismen, da sie mit
solchen Situationen nichts anfangen können, selbst wenn sie
die Frau mögen. Sie ziehen sich zurück, sie machen die
Frau lächerlich, sie zeigen eine offene und überhebliche
Ablehnung o.ä..
Jungs / Männer haben oft Angst vor aktiven Mädchen /
Frauen, da sie ihre aktive, bestimmende Rolle in Gefahr sehen und /
oder einfach keine Handlungsmöglichkeiten für solch eine
Situation gelernt haben.
Sie ziehen sich zurück oder nehmen die Frau nicht ernst, wenn
sie Gefühle und Bedürfnisse von sich aus entwickelt /
äußert und ausleben will (“Hast wohl zuviel getrunken?”;
lachen; “Was is´n hier los !?”, wegrennen; …). Oder aber
sie versuchen so schnell wie möglich das “Ruder” (wieder) in
die Hand zu bekommen.
Für Männer, die selbst keine Lust haben, dem Bild vom
aktiven Mann bei der PartnerInnenschaftsanbahnung zu entsprechen
(oder die dieses Spiel einfach nicht können) ist die
Wahrscheinlichkeit, einE PartnerIn abzubekommen, sehr gering.
Zusammen mit dem gesellschaftlichen Druck, eine RZB haben zu
müssen, finden sich solche Jungs dann in der Rolle des
Weicheis oder Schlappschwanz wieder. 8

Drei sind eineR zu viel?

Außerdem schränken sich die sozialen Kontakte auf einmal
ungemein auf die traute Zweisamkeit ein.

Die Liebe und Sexualität, die nur zwischen den beiden Personen
innerhalb des Vertrages stattfinden darf, setzt voraus, dass diese
beiden Menschen viel Zeit ohne andere Menschen verbringen.
Einmal um sich zu beweisen, dass sie niemand anderen brauchen, sie
also für sich die wichtigsten Menschen sind, die all ihre
Bedürfnisse nur durch ihre Beziehung zueinander befriedigen
können und andererseits braucht es natürlich viel Zeit,
sich die Liebe zu zeigen und die Sexualität auszuüben,
die ihren “stummen Vertrag” aufrecht erhalten.
Oftmals wird dabei an der miteinander verbrachten Zeit abgemessen,
wie wichtig mensch einander ist.
So kann unter Umständen bei einem zu großen Zeitaufwand
für andere Beziehungen sogar die RZB in Frage gestellt werden,
da die einzigartige soziale Bindung, die höhergestellt ist,
als die anderen (die Liebe), nicht genügend gewürdigt
wird.
Diese Zeit, die so intensiv für diese eine Beziehung verwendet
wird, kann mensch dann natürlich nicht mehr für andere
Beziehungen, wie Freundschaften, Bekanntschaften, etc. aufbringen.

Die Menschen in RZBs befinden sich deshalb oft in
Gewissenskonflikten und es kommt ihnen so vor, als hätten sie
nicht genügend Zeit. Sie müssen einen (den?)
Großteil ihrer Zeit mit ihrer RZB verbringen, aber auch
FreundInnen, Familie sind ihnen wichtig, ganz zu schweigen von der
Zeit, die die meisten Menschen auch mal ganz einfach nur für
sich selbst brauchen oder in neue Bekanntschaften investieren
möchten.
Mit der Zeit müssen sie allerdings Prioritäten setzen und
einige der oben genannten Dinge aufgeben, wenn sie die RZB nicht
gefährden wollen.
Oft passiert das allerdings ganz automatisch.
Da in der Anfangszeit einer RZB, wo der Vertrag noch gefestigt
werden muß, mensch sich kennenlernt und alles noch als ganz
neu und aufregend empfunden wird, die meisten RZBs sowieso die
meiste Zeit miteinander verbringen (siehe Verliebtheit), wird eine
Reduzierung der Zeit, die mensch miteinander verbringt, oft als
Reduzierung der Zuneigung, als Beweis für das Ende der
Verliebtheit oder die aufkommende Normalität genommen (s.o.).

Um diesen Verdacht nicht aufkommen zu lassen, versuchen die meisten
Menschen trotzdem noch genauso viel Zeit miteinander zu verbringen,
auch wenn sie sich dann nur annerven, streiten oder langweilen und
dabei Freundschaften & sich selbst vernachlässigen,
Kontakte abbrechen, usw..

Dies führt oft ganz automatisch zu einer Art Abschottung der
beiden Personen der RZB von ihrer Außenwelt, die
natürlich – je nach RZB – mal mehr und mal weniger stark
ausgeprägt ist.

Dies kann für die Menschen in einer RZB sehr negative Folgen
haben. Sie haben wenige Bezugspunkte, wenige oder keine Menschen,
zu denen sie hingehen können, wenn es in der RZB schlecht geht
oder sie sie verlassen wollen bzw. wenn sie Probleme oder
Bedürfnisse haben, die nicht innerhalb der RZB befriedigt oder
gelöst werden können. Dies kann zu einer großen
Unzufriedenheit führen, aus der mensch keinen Ausweg sieht,
wenn mensch die RZB nicht gefährden will oder – z.B. aus
finanziellen oder anderen Gründen – nicht zu können
glaubt.

Trösten ist Frauensache

Auch in der RZB selbst sind die Bereiche, um die sich
gekümmert werden muss, natürlich geschlechtsspezifisch
verteilt.

Immer noch ist es Frauensache, sich um die emotionalen Belange zu
kümmern, euphemistisch ausgedrückt, Beziehungsarbeit zu
leisten.
Die Organisation einer gelungenen Freizeitgestaltung, das
kühle Abwägen bei gemeinsam zu treffenden
Sachentscheidungen und nicht zuletzt das Rankarren von Kohle und
das Hochtragen von Wasserkästen ist immer noch
Männersache.


Sicherheit ist keine Sicherheit ist Monotonie

Die Sicherheit in der RZB hat Schattenseiten. Insbesondere, wenn
sie verloren geht.

Die Gefühle werden in eine Struktur / Hierarchie gesteckt, die
eine gewisse Sicherheit verspricht (guter Freund, beste Freundin,
MEIN Freund, …)
Die Sicherheit wird durch Rituale und feste Strukturen innerhalb
der Beziehung (2mal in der Woche Sex, sich einmal im Monat an die
“Anfänge” erinnern, jeden Tag sehen, etc.) zu erreichen
versucht – dies hat dann weniger etwas mit der Lust auf diese Dinge
zu tun oder mit den Gefühlen füreinander, sondern eher
mit der Einhaltung von Regeln – dafür erhält mensch dann
Sicherheit.

Durch die gemeinsame Identität “Wir sind jetzt ein Paar”,
durch die vertragliche Bindung an diesen einen Menschen, soll die
Befriedigung solcher Bedürfnisse wie Nähe zu anderen,
Zärtlichkeit, Sexualität, Gedankenaustausch, Vertrauen,
Geborgenheit gesichert werden. Es soll eine Person bestimmte Dinge
ausschließlich für mich tun, nur für mich
verfügbar sein.
Doch ist dieses Sicherheit?
Durch das verregelte Beziehungsleben geht schnell die Spannung
verloren, Alltag schleicht sich ein. Es entstehen Ansprüche,
die auf dem Regelwerk des Vertrages beruhen, welches ja
gesellschaftlich teilweise vorgegeben ist, und die nicht aus den
Gefühlen entstehen, die die beiden Menschen füreinander
haben. Das, was erst so außergewöhnlich war, wird (bzw.
kann werden) oftmals zu einem Frustmoment.
Wenn ich zum Beispiel etwas anderes vorhabe, aber glaube, die
Regeln einhalten zu müssen und so Dinge tue, die ich gar nicht
tun möchte. So beanspruchen sich die zwei Menschen in der
Beziehung gegenseitig für Sachen, die sie vielleicht sonst gar
nicht machen würden. Wenn ich im Extremfall Forderungen
stelle, die ich mit der RZB begründe (“Aber du bist doch mein
Freund, …!”), dann kann es passieren, dass die andere Person
irgendwann so genervt ist und die Widersprüche zwischen dem,
was sie will, und dem, wozu sie sich verpflichtet fühlt, nicht
mehr aushält.)

Was ist das für eine Sicherheit, wenn der andere meine
Bedürfnisse nur befriedigt, weil wir eben so einen Vertrag
haben?
Wo ist meine “Liebe” geblieben, die ich eigentlich empfinde?
Verlange ich von der anderen nicht zu viel, was ja auch meiner
“Liebe” 9 zu ihr widerspricht?

Die Ansprüche gehen sogar so weit, dass die RZB noch
aufrechterhalten wird, wenn beiden klar ist, dass die Gefühle
verflogen sind. Also das, was eigentlich gesichert werden soll,
schon lange nicht mehr da ist. Der Anspruch oder Versuch,
Sicherheit zu bekommen, zerstört das, worüber Sicherheit
erlangt werden soll.

Oben haben wir ja schon die als positiv geltenden Seiten einer RZB
beschrieben, u.a. dass mensch eine hat, mit der mensch über
alles reden kann, die eine in den Arm nimmt, zu der mensch
Vertrauen haben kann. Nur haben die Menschen in einer RZB auch
manchmal etwas anderes zu tun, als nur für die andere da zu
sein. Sie müssen arbeiten gehen, in die Schule, zum Studium,
zu Plena, müssen Hausaufgaben machen, die Eltern besuchen …
Was ist, wenn ich in diesen Momenten, die recht lang sein
können (z.B. lohnarbeiten oder in die Schule gehen), das
Bedürfnis habe, über Dinge zu reden, die mir sehr wichtig
sind, die mich gerade sehr belasten, mir weh tun? Was ist, wenn ich
dann mal einen umarmen möchte, in den Arm genommen,
gestreichelt werden will?
Durch die Fixierung der Bedürfnisbefriedigung nur auf eine
Person komme ich gar nicht mehr auf die Idee, auch andere Menschen
bezüglich dieser Bedürfnisbefriedigung anzusprechen,
obwohl ich vielleicht tatsächlich sehr darunter leide.
Und so geht es nicht nur mir, sondern auch den anderen Menschen in
anderen RZBs, ja sogar denen, die keine haben.
Denn es ist ja klar, dass für Liebe, Zärtlichkeit,
Fürsorge die andere Person in der RZB zuständig ist – und
das ausschließlich!

Ich mache mir wenig Gedanken darüber, ob mich eine andere
Person vielleicht braucht, weil
a) sie eine RZB hat, die dafür zuständig ist,
b) ich eine RZB habe, darauf achten muss, nichts zu tun, was als
“Untreue” aufgefasst werden könnte, die ja die RZB
gefährdet, auch wenn die andere Person aus der RZB gar nicht
da ist,
c) wir beide keine RZB haben, es aber ungeschriebenes Gesetz ist,
dass Menschen nur innerhalb einer solchen erwähnte Dinge
bekommen können/weitergeben dürfen und wenn mensch diese
einander gegeben hat, eine RZB eingehen muss.

Dass der hauptsächliche Bezug nur auf eine Person, das
Abhängigsein von nur einem Menschen, gefährlich ist,
zeigt sich, wenn die RZB auseinander bricht.
Da kommt es vor, dass die Menschen, die sich eine Zeitlang total
mochten, plötzlich überhaupt nichts mehr zusammen machen
können, sich nichts mehr zu sagen haben. Die Enttäuschung
ist groß – es war wieder nicht “die Richtige”, mit der ich
den Rest meines Lebens verbringen kann. Es taucht die Frage danach
auf, was ich denn “falsch” gemacht haben könnte. Diese
vermischt sich mit einem Schutzgefühl, einer Abwehrreaktion:
Ich war eh viel zu gut für sie. Die soll doch sehen, wo sie
ohne mich bleibt.
Aber es taucht auch noch eine kleine Hoffnung auf: Vielleicht
klappt´s ja später noch mal?
Diese verschiedenen widersprüchlichen Gefühle können
einer nach der “Trennung” durch den Kopf gehen.

Wenn mensch bedenkt, wie sehr es gesellschaftlich erwartet wird,
dass mensch eine glückliche romantische Zweierbeziehung
führt, ist es auch verständlich, wenn sich die
“Getrennten” als Versagerinnen fühlen, die es eben nicht
geschafft haben, mit denen irgendetwas nicht stimmt, dies besonders
im höheren Alter.
Diese Belastung kann zu den Gefühlsverwirrungen noch dazu
kommen.
Wobei ich hier erwähnen möchte, dass dieser Anspruch,
eine perfekte RZB zu haben (“Haste was, dann biste was!”), dieser
Leistungsdruck, das Verhältnis zwischen den beiden Menschen
schon belasten kann, wenn diese noch treulich “zusammen” sind.

Mit dem Ende der Beziehung bricht ein großer Teil der
sozialen Kontakte weg, weil die andere Person einen großen
Raum eingenommen hatte.
Die Beziehungen zu mehreren anderen Menschen sind nicht so
gefestigt und intensiv, dass der “Verlust” (by the way – mensch
kann nur verlieren, was mensch besessen hat) von anderen wichtigen
Bezugspersonen aufgefangen werden könnte.
Das kann dazu führen, dass die Menschen hinterher erst mal in
ein “Loch” fallen, sich total einsam, ungerecht behandelt, verloren
fühlen, weil der Beziehungsrahmen, das
selbstverständliche Verfügen über einen anderen
Menschen, nicht mehr gegeben ist. Hier zeigt sich ebenfalls, dass
diese Sicherheit keine Sicherheit ist, sondern ein Trugbild.

Sicherheit kann es nur in Freiheit und Freiwilligkeit geben. Dort
wo Menschen ihren Bedürfnissen entsprechend HERRschaftsfrei
geben und nehmen dürfen.

Namen und Rahmen und die Konstruktion von Geschlecht

Auch durch die RZB wird die Geschlechterkonstruktion reproduziert.
An anderen Stellen wurde dieser Punkt bereits erwähnt, ich
möchte an dieser Stelle trotzdem gesondert etwas dazu
schreiben.

RZBs werden durch eine Art Vertrag begründet. Ein Mensch fragt
einen anderen, ob er mit ihm “gehen” wolle. Wenn der Vertrag
besteht, wird die andere Person als “mein Freund” oder “meine
Freundin” bezeichnet.
Dieser Name wird auch oft in Gesprächen statt des Rufnamens
benutzt.
Wenn eine “mein Freund” sagt, dann ist dieser Name für andere
ein Signal: die zwei gehören einander, sie ist sein Besitz und
er ihrer, bestimmte Dinge sind zwischen uns nicht möglich
(s.o.), die zwei machen bestimmte Dinge miteinander (s.o.).
Dieses “Wissen” wird allein durch den Namen “mein Freund” / “meine
Freundin” ausgelöst, strukturiert das Verhalten von Menschen,
das Verhältnis zwischen Menschen.
Denn nicht nur das Sein bestimmt das Bewusstsein (Marx), sondern
auch das Bewusstsein das Sein 10 .

Durch diesen Namen werden aber auch männliches und weibliches
Geschlecht und Heterosexualität als Normalität
konstruiert.
Denn der Name “mein Freund” löst nur genanntes Wissen aus,
wenn die Person, die das sagt, meinen Vorstellungen von einer
“Frau” entspricht, “meine Freundin”, wenn die Person mir
männlich erscheint.
Dabei wird die (wenn mensch die Existenz der Kategorien “Mann” und
“Frau” annimmt) Heterosexualität als Normalität wiederum
bestätigt. Wenn ein “Mann” von einer Freundin redet, denkt das
Umfeld oft an eine RZB mit allem, was dazu gehört.
Umgekehrt ist es ebenso. Es gibt “Frauen”, die deshalb nicht den
Namen “Freund” benutzen, sondern “Kumpel”, um ja keine
Mißverständnisse aufkommen zu lassen.

Nun kann mensch ja einwenden, dass Homosexualität heute
zumindest in den Metropolen (Großstädten) durchaus nicht
ungewöhnlich ist.
Trotzdem wird sie nicht als “normal” angesehen, sondern als
exotische Abweichung, die die Heterosexualität als
Normalität bestätigt.
Und beide könnte mensch auch unter der Kategorie
“Monosexualität” zusammenfassen, nach der sich menschliches
Begehren jeweils auf Menschen eines Geschlechtes richtet.
Bisexualität, die Möglichkeit, dass sich das Begehren auf
Menschen unabhängig vom Geschlecht richtet, erscheint suspekt,
verdächtig, nicht ausgereift.
Da Menschen innerhalb einer RZB oft nur einen Geschlechtspartner
haben (dürfen), nämlich “den Freund”/ “die Freundin”, ist
es auch weniger möglich, das Bedürfnis nach
Nähe/Zärtlichkeit/Sex 11
mit einem gleichgeschlechtlichen Partner, den ich vielleicht total
gut leiden kann (nicht muß) oder/und wo ich das nett
fände, zu befriedigen.

Monosexualität und damit vor allem Heterosexualität wird
als Normalität bestätigt.

Als Grund für eine RZB wird auch das stärkere Vertrauen
zu einem Menschen angegeben, die Sicherheit, die mir dieser Mensch
gibt, die besondere Qualität, die so eine Beziehung hat. Wenn
Menschen RZBs eingehen, kennen sie sich aber meist noch nicht so
lang, woher kommt dann das Vertrauen, die Sicherheit? 12 Ist das nicht ein Anspruch, der gar nicht
erfüllt werden kann?
Und wenn ich mit einer Person ein Verhältnis habe, dass
vertrauensvoll ist, uns Sicherheit gibt, wozu brauche ich dann den
Rahmen RZB?
Wozu muss ich sagen “Wir sind zusammen”?
Sollen die Rahmen und Namen die Beziehung durch eine gemeinsame
Identität festigen und wenn ja, ist das nicht eine
Täuschung?

Nicht zuletzt werden durch den Namen entgegengesetzte Interessen
verdeckt und die Herrschaftsstruktur lässt es zu, dass die
überlegene Person ihre Interessen durchsetzen, über eine
andere Person verfügen kann. So ist es wenig verwunderlich,
dass der Großteil der Vergewaltigungen nicht im dunklen Park
geschehen, sondern innerhalb von RZBs. – Sicherheit und Vertrauen?


Vereinheitlichung von Beziehungen

Das bürgerlich-patriarchale System normiert durch die RZB die
Art, in der wir zusammenleben. Dies geschieht unter anderem durch
die Kategorisierung von Beziehungen, das Zuweisen von
Bezeichnungen.

Die Existenz von RZBs, die gesellschaftlichen positiven Sanktionen,
die Menschen bekommen, wenn sie eine eingehen (s.o.), die
Herausstellung von Sexualität und Zärtlichkeit als etwas
Besonderes, aus anderen Möglichkeiten von Kontakten zwischen
Menschen Herausragendes, führt zu einer Vereinheitlichung von
Beziehungsformen zwischen Menschen und zu einem starren festen
Gefüge, in dem die Bedürfnisse der Menschen weniger eine
Rolle spielen als die Aufrechterhaltung der Strukturen. Ich kann
nur eine RZB haben und viele Nicht-RZBs. Dabei ist mir vorgegeben,
wie ich mit den Menschen umzugehen habe und das (dem Ideal nach)
für mein ganzes Leben. 13


So kanns auch kommen

Vor allem bei langen RZBs gibt’s oft keinen Grund mehr, die RZB
aufrecht zu erhalten, sondern nur keinen, sie zu beenden.

Durch den gegebenen Rahmen und die hohe Stellung in der Hierarchie
der Beziehungen, geht mensch ganz oft davon aus, dass sie /er sich
nicht mehr allzusehr um die Partnerin / den Partner kümmern
muß.
Solange die Rahmenbedingungen der RZB eingehalten werden (siehe
Sicherheit), sehen Leute oft keine Notwendigkeit, auf die Person
weiter einzugehen oder sich mehr einzubringen, da die
Weiterführung der Beziehung durch das Einhalten der
Rahmenbedingungen gegeben ist. Geduld, Freundlichkeit,
Verständnis, etc. sind keine grundsätzlichen
Rahmenbedingungen einer RZB und werden oft nur dann der Partnerin /
dem Partner gegenüber gezeigt, wenn die Beziehung in eine
Krise geraten ist, die sie ernstlich bedrohen könnte.


Advertise yourself! oder Wertkritk ist nötig!

Zum Eingehen einer RZB müssen die Gründe produziert
werden. Das macht Max, 4711 14 und
den Sportpark reich.

Im Vorfeld einer Beziehung ist es wichtig, auf das Aussehen zu
achten, zu potentiellen PartnerInnen immer nett, zuvorkommend und
verständnisvoll zu sein, u.s.w. Dies erhöht dann
automatisch die Chance, eine Partnerin / einen Partner
“abzukriegen”. Diese Situation ist durchaus mit dem Anbieten auf
einem Markt (“Heiratsmarkt”) zu vergleichen. Mensch zeigt ihre /
seine Vorzüge und versucht, den eigenen Marktwert somit zu
erhöhen. 15

Ganze Zweige der Produktion sind nur damit beschäftigt,
Möglichkeiten anzubieten, den eigenen Wert zu steigern
(Bodybuilding, Lifestyle-Zeitungen, Kosmetik, …).

Eifersucht ist Liebesbeweis ist Besitzanspruch

Wo wir schon bei Wertsteigerung sind, ist das Privateigentum nicht
weit.

Eifersucht wird oft als Liebesbeweis genommen, da es
Verlustängste ausdrückt. Die Angst vor dem Verlust wird
dann mit der Wichtigkeit der Sache, des Menschen gleichgesetzt.

Verlieren kann mensch jedoch nur etwas, was ihr / ihm gehört.
Hier wird also auch ein Besitz an Menschen / Gefühlen
ausgedrückt.
Dieser Besitz ist aber beidseitig, denn wenn jemand
todunglücklich, weil eifersüchtig ist, zeigt dies auch,
dass sein / ihr Gemütszustand vollkommen vom Handeln einer
bestimmten Person abhängig ist. Es besteht also eine
psychische Abhängigkeit von dieser Person, bzw. ihrem / seinem
Handeln. Die Maßstäbe der betreffenden Personen werden
dann häufig übernommen (schwärmt sie für
Langhaarige, lass’ ich mir die Haare lang wachsen, schaut er
Menschen mit Minirock hinterher, zieh’ ich auch mal einen an).
Das eigene Selbstwertgefühl steht und fällt mit der
Anerkennung und Aufmerksamkeit einer Person.
(Eifersucht ist das Gefühl, das mensch hat, wenn jemand (hier:
Freundin / Freund) einem anderen Menschen die Aufmerksamkeit
zuwendet, die mensch sonst selbst von ihm erhält, bzw. mensch
erwartet, dass die Person einem / einer selbst diese Aufmerksamkeit
zuwenden solle, sie dies aber bei einer anderen Person tut
Von vielen Menschen wird im Zusammenhang mit Eifersucht die Frage
laut, was die Person – auf die mensch gerade eifersüchtig ist
– denn hat, was mensch selbst nicht hat. Ist sie / er
hübscher?, witziger?, politischer?, gebildeter?, … .
Dies hat meist sehr viel mit dem Selbstwertgefühl (bzw.
Minderwertigkeitsgefühl) desjenigen / derjenigen zu tun,
welche/r diese Vermutungen ausspricht. Außerdem ist daraus zu
schlussfolgern, dass sich das Selbstwertgefühl der Person, die
neidisch auf eine andere Person ist, wohl zu einem großen
Teil daraus ergibt, wie eine bestimmte Person (in diesem Falle der
Freund / die Freundin) auf sie reagiert bzw. nicht reagiert. Dies
weist auf eine große psychische Abhängigkeit von dieser
einen Person hin.)

Eine andere Annahme verstärkt das Gefühl der Eifersucht.
Die meisten Menschen scheinen der Auffassung zu sein, Gefühle
seien nur in begrenztem Maße zu verfühlen und haben
deshalb die Befürchtung, nichts mehr von ihnen abzubekommem
bzw. nicht mehr den größten Teil der vorhandenen
Gefühle, auf die sie aufgrund ihres “stummen Vertrages” ein
Anrecht zu haben glauben. Leider hat noch niemand die Menge der
vorhandenen Gefühle erforschen können und vor allem ist
kein einheitlicher Wert für alle Menschen zu erkennen. Wann
die Grenze der Gefühlsmenge überschritten ist, die eine
Freundin / ein Freund an andere Personen verfühlen “darf”,
ohne dass der “stumme Vertrag” gefährdet ist, scheint also
eine sehr subjektive und undefinierbare Größe zu sein,
die mensch sich hinbiegen kann wie mensch sich gerade
fühlt.

Eine sehr besitzergreifende Person wird diese Grenze wahrscheinlich
viel weiter unten ansetzen, da sie viel eher die Angst haben wird,
dass die Sicherheit – die sie durch den “stummen Vertrag” erreicht
hat – in Gefahr ist. Eine Person, die ihre gesammte psychische
Befindlichkeit von einer Person abhängig gemacht hat, wird
ebenfalls sehr wenig Gefühlsspielraum geben können ohne
sich persönlich vernachlässigt und minderwertig zu
fühlen.

Eine wichtige Frage ist auch, ob es wirklich als Liebe zu
bezeichnen ist, wenn ich behaupte, dass ich jemensch so sehr liebe,
dass ich ohne sie nicht leben kann und darauf achte, dass die
Person sich nicht zu sehr mit einer anderen Person
beschäftigt, dass sie nicht ihre eigenen Wege geht. Solche
“Liebe” steht dem Besitz und der Abhängigkeit näher als
der Zuneigung und dem Vertrauen.
Wenn ich jemensch liebe, ziehe ich mich dann von ihm zurück,
weil sie sich mit anderen Menschen liebt? Bringe ich jemensch aus
Eifersucht um, die ich wirklich LIEBE?
“Lieben – das heißt den geliebten Menschen zu fördern,
befreien, beleben und behüten. Die meisten Beziehungen
zwischen Menschen sind jedoch von der Angst besetzt, der Partner
könne sich weiter entwickeln und einem dabei aus den Fingern
gleiten. Diese Angst führt zu dem Bemühen, ständig
das Bestehende zu festigen und zu sichern, da jede Veränderung
und Entwicklung gefährlich erscheint. So wird der vermeintlich
geliebte Mensch gehemmt, erstickt, gelähmt und an die Kette
gelegt: …” (Edit Lankor, 1979, S.35)

All diese Fragen und der schwer zu widerlegende Fakt, dass
Eifersucht ein negatives, destruktives Gefühl ist, was
Menschen dazu bringt, völlig sinnlose, erniedrigende und
schreckliche Handlungen (Szenen, Racheakte, Nachspionieren, Morde
…) zu vollziehen, sollten genügen, um die
Existenzberechtigung der Eifersucht an sich in Frage zu
stellen.

Wichtig ist dabei noch zu bemerken, dass es Zeiten und
Gesellschaften gab / gibt, welche Gefühle solcher Art nicht
kennen. Als Beispiel seien hier Gesellschaften genannt, die den
Zusammenhang zwischen “Paarung und Zeugung” (Heinz Körner,
1979, S.18) nicht kannten / kennen. Heute ist dies meist nur noch
in matrilinear (mutterrechtlich; Vererbung und Namensweitergabe in
weiblicher Linie) organisierten Gesellschaften unbekannt bzw. wird
geleugnet (Heinz Körner, 1979, S.17). Auch die Frage, ob es
Privateigentum gibt, spielt dabei eine Rolle.

Es ist also zu einfach, diese Gefühle einfach auf die
“menschliche Natur” zu schieben, um sie nicht hinterfragen zu
müssen, auch heute noch gibt es Gesellschaften, in denen
Eifersucht keine Rolle spielt, sie ist also nicht zwingend
notwendig! 16

Kapitalismus

RZB und Ehe sind funktional für den Kapitalismus. Wer
hätte das gedacht?


Reproduktion

Damit die Maschine weiter laufen kann, muss die verbrauchte Energie
der ArbeiterInnen ständig wieder hergestellt werden.
Dafür ist die RZB wunderbar geeignet: Wenn Er schwer geschafft
von der Arbeit kommt, macht Sie ihm was feines zu essen, massiert
ihn, etc. 17 Außerdem
müssen verbrauchte (z.B. alte und kranke) Arbeitskräfte
gepflegt und neue Menschen geboren und aufgezogen werden. Auch dies
sind Aufgaben, die zum großen Teil innerhalb der RZB oder in
der Ehe erledigt werden.
All diese kostenlose und unsichtbare Arbeit macht es überhaupt
erst möglich, dass in der Chefetage oder am Fließband
Heldentaten der Arbeit erbracht werden.
Somit hilft die RZB, das gegenwärtige System aufrecht zu
erhalten, sie ist funktional für den Kapitalismus – was nicht
heißt, dass es im Sozialismus automatisch anders
aussieht.
Neben der Reproduktionsarbeit, die innerhalb der RZB geleistet
wird, ist die Familie ein nicht zu unterschätzender Anreiz
für die Selbstausbeutung des Hauptverdieners/der
Haupverdienerin. “Ich tue es für die Familie” – ein oft
gehörter Satz, wenn der gestresste Ehemann begründet,
warum er wieder mal bis zum Umfallen geschuftet hat. Traurige
Realität in zahlreichen Familien ist, dass die Arbeit, die Er
für die Familie tut, ihn darart einnimmt und bestimmt, dass
für den erhofften Profit (ein erfülltes Familienleben)
keine Zeit, keine Ruhe, keine Muße da ist. Wenn dann noch die
Erwartung der Familienidylle mit der Realität zusammentrifft,
ist die Eskalation vorprogrammiert (häufig dann, wenn die
Erwartung besonders hoch ist, z.B. an Weihnachten).
Ich kann dem enttäuschten Familienvater, der die von ihm
genervte Familie am Abendbrottisch erbost fragt: “Für wen tue
ich denn das alles?” nur antworten: “Ich weiß es nicht – lass
es doch einfach!”


Abhängigkeit

Die wirtschaftliche Abhängigkeit der weniger verdienenden
PartnerInnen in der RZB machen es möglich, mehrere Leute
über einen Mechanismus – den Lohn des oder der
HauptverdienerIn – zu unterdrücken und (s.o.) auszubeuten.
Außerdem schafft diese Situation (einE HauptverdienerIn)
innerhalb der RZB wirtschaftliche Abhängigkeits- und
Machtstrukturen (“Solange Du deine Füße unter unsren
Tisch…”)
Auf emotionaler Ebene besteht oft eine spiegelbildliche
Abhängigkeit.
Wer den Tag auf der Arbeit verbringt und dort so wichtige Dinge wie
Zärtlichkeit, Trost, Verständnis nicht vorfindet, ist
dann halt auf eineN verständnisvolleN PartnerIn angewiesen,
der/die diese Bedürfnisse zuhause befriedigt. Außerdem
ist “der Mann” oftmals noch in hohem Maße unfähig, sich
in Fragen Ernährung, Körperpflege und Kleidung selbst zu
versorgen. Die Ehe als vollendete Form der RZB kann also auch als
ein zweiseitiges Rechtsgeschäft (emotionale und
körperliche gegen ökonomische Versorgung) gesehen
werden.


Gefühlsmarken trotz Überfluss

Durch die RZB werden angenehme/wünschenswerte Aspekte in
Beziehungen rationiert. 18
Ein weiteres Problem der weiten Verbreitung der RZB ist, dass
diejenigen Elemente, die innerhalb der RZB wirklich gut sind (oder
es sein sollten) auf zwei Personen beschränkt bleiben.
Solidarität, zusammen wirtschaften, Zärtlichkeit,
Sexualität 19 , sich
aufeinander verlassen können, etc. sind im Grunde wunderbare
Dinge, die viel zu schade sind, um nur in einer scharf abgegrenzten
Gruppe ausgelebt zu werden 20
.

Woher kommt der Einfall, andere und damit sich selbst zu
beschränken

?
Um den Leuten von klein auf die RZB als einziges anstrebenswertes
Ziel vor zu gaukeln, sind natürlich umfangreiche ideologische
Vermittlungsinstanzen von Nöten. Wir versuchen nun, diese
darzustellen.


LIEBE als Paradigma

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die LIEBE, d.h. die romantische
Liebe zwischen verschieden geschlechtli-chen Menschen
konstituierendes Element der Zweierbeziehung 21 .
Vorher war die Beziehung in ihrer institutionalisierten Form “Ehe”
eine Zweckgemeinschaft. “Liebe” war nur in der christlichen Form zu
Gott und zum “nächsten wie sich selbst” bekannt. 22
Hier wird deutlich, dass unser heutiger Begriff von Liebe – das
Kribbeln im Bauch, die Eifersucht, das sich-nicht-vollkommen
fühlen – gesellschaftlich konstruiert ist.
Die Propagandamaschinerie der romantischen Liebe reicht vom “war
schon immer so” über die BRAVO bis zum deutschen Schlager.


geschichtliche Herleitung der RZB

Bei Engels entsteht die Monogamie – aus der sich später die
Ehe und dann die RZB ergibt – durch das Privateigentum. Um Eigentum
in einer (männlichen) Hand anzuhäufen und über
Erbschaften weiterzugeben, ist es notwendig zu bestimmen, um wessen
Kind es sich handelt 23 . Diese
Erklärung setzt voraus, dass es bei Entdeckung des
Privateigentums schon eine geschlechtsspezifische Rollenverteilung
gab. Andererseits erzeugt die RZB auch wieder genau diese
Rollenverteilung. Ich denke, dass dies kein Widerspruch ist. (Die
Geschlechterhierarchie hat sich eine Institution geschaffen, welche
wiederum die Hierarchie verstärkt und weiter trägt.)


Schule

Die Schule hat die Aufgabe, das System aufrecht zu erhalten, auch
in Bezug auf die Geschlechterspezifik. Sie tut dies durch die
Vermittlung von Fertigkeiten 24
und durch Vermittlung von Ideologie 25 (dem Machterhalt und Interessen dienendes
System weltanschaulicher Leitbilder, Werte und Anschauungen) Ich
erinnere mich an M. Leroc aus dem Französischbuch, der schwer
arbeiten ging, Mary und Peter aus dem Englischbuch (Sie stand auf
Schokolade und Boy-Friends und er war immer in Action) und an die
Buben und Mädels in den 50 Jahre alten
Lesebuchgeschichten.


Propaganda

Auch außerhalb von Schule und Elternhaus wird Werbung
für die romantische Zweierbeziehung gemacht. Hier einige
Beispiele.


Popmusik

Ob Hardcore oder Volksmusik – Die Musik als Bestandteil
jugendlicher Subkultur und damit wichiger Sozialisationsinstanz ist
voll von RZB- und Liebes-Propaganda. Eine Aufzählung.

I want you so bad I miss you She loves you every day in my life i
feel so bad when she’s not there step one – we can have lots of fun
ich steh auf Dich schon der Gedanke, dass ich Dich einmal verlieren
könnt she’s my girl give me a reason to love you torn appart
stay eine neue liebe ist wie ein neues leben vorbei je t’aime she’s
my girl take my hand look me in the eye whenever you need somebody
we’ve got each other and that’s enough for love you are allways on
my mind


Fernsehen

Wer sich Talkshows ansieht, dem wird bekannt sein, dass ein breiter
Teil der Bevölkerung sich sexuell abweichend verhält und
ohne Lederpeitsche keinen Orgasmus bekommt. 26
Was jedoch in der täglichen Exhibitionismus-Show deutlich
wird, ist die Tatsache, dass es sich bei den dargestellten
Praktiken um eine Abweichung handelt. Dadurch wird die
patriarchal-bürgerlich-romantische Normalität gerade
durch das Breittreten der Abweichung konstruiert.
Soap Operas und Heimatfilme brauche ich hier hoffentlich nicht
weiter zu analysieren, aber auch Actionfilme, Thriller und
Komödien kommen nicht ohne mindestens ein Pärchen aus,
dessen “Liebesgeschichte” den Film bestimmt. Erst wenn auch sie
sich gefunden haben (na gut, manchmal muss er oder sie auch
für meist die andere sterben), kann abgeblendet werden und die
ZuschauerInnen können sich getrost zurücklehnen und
aufatmen. Alles ist IN ORDNUNG.


Kirche

Hier fühlen wir uns völlig inkompetent. Vielleicht
weiß ja jemensch von Euch Lesenden mehr darüber, dann
würden wir uns über eine Ergänzung sehr freuen.

Wie’s anders sein kann

Wir wollen nun darstellen, wie s besser gehen kann. Dazu haben wir
keinen Konsens gefunden und stellen daher zwei Ansätze dar.


solidarisch zu allen

Wenn mensch eine größere Anzahl engerer Bezugspersonen
(Netz) hat, können verschiedene Bedürfnisse, von mehreren
Menschen, die sie erfüllen wollen und können, besser
befriedigt werden, als von einer Person, die sich gezwungen sieht,
alle Bedürfnisse jederzeit zu erfüllen, was praktisch
unmöglich ist.
Wenn eine Person gerade nicht da ist, keine Zeit hat, gibt es
andere Personen, die mir helfen, mich unterstützen, für
mich da sind.
Dabei sind unfreiwillige Abhängigkeiten unwahrscheinlicher, da
eine (mindestens theoretische) Wahlmöglichkeit besteht. Auch
in sexueller Hinsicht ist dies wichtig.
Um Zärtlichkeit und Sexualität ausüben zu
können, ist es in einem Netz nicht mehr zwingend notwendig,
sich dieser Person ganz und gar hinzugeben und auszuliefern.
Emotionale und körperliche Abhängigkeiten sind
unwahrscheinlicher. Nähe bedeutet nicht mehr automatisch
Sexualität und umgekehrt. Den Stellenwert von Sexualität
im eigenen Leben und in einer Beziehung zu einer Person kann selbst
bestimmt und auch verändert werden. Dabei soll es keine
vorgegebenen Hierarchien von Beziehungen geben, sondern nur
selbstgewählte.
Auch in anderen Lebensbereichen kann ein Netz ein
selbstbestimmteres, erfüllteres Leben bieten. Zum Beispiel
wäre es wahrscheinlicher, dass ich nie wieder Ski fahre, wenn
meine RZB nicht Ski fahren kann als wenn ich mehrere Leute gut
kenne, von denen vielleicht jemand gern Ski fährt.
Wenn ich ein Problem habe, mit dem ich nicht weiterkomme, kann es
wichtig sein, es mehreren Personen erzählen zu können,
auch wenn es ein sehr persönliches Problem ist. Oft ist das
Problem in RZBs, dass die Probleme, die die Menschen miteinander
haben, nur innerhalb der Beziehung besprochen werden (vielleicht
noch mit der “besten Freundin”). Wenn mehrere Personen ihre Sicht
der Dinge schildern, ist eine objektivere Einschätzung und
eine Auswahl aus verschiedenen Handlungsmöglichkeiten viel
eher gesichert. Der Forderung nach der Aufhebung der Trennung von
“Öffentlichem” und “Privatem” würde somit ein Stück
nach gekommen sein.
Wie kann mensch sich nun solch ein Netz vor stellen?:

(die länge der Striche soll die ungefähre “Nähe” der
Beziehung ausdrücken)

Solche ein Netz – oder ein Ähnliches – könnte sicherlich
jede/r erstellen, die / der sich in sozialen Zusammenhängen
bewegt. In DIESEM Netz gibt es allerdings keine Zwangshierarchien
und Zwangssexualität bzw. Zwangsasexualität. So kann
Person A die “Pflege”(?) der Beziehung zu N für genauso
wichtig halten, wie die “Pflege” der Beziehung zu D, obwohl die
“Nähe” der Beziehung unterschiedlich ist. Auch kann A
körperliche Kontakte zu B und K pflegen, obwohl auch die
“Nähe” dieser beiden Beziehungen sehr unterschiedlich ist. Es
besteht also kein automatischer Zusammenhang zwischen “Nähe”
und Körperlichkeit einer Beziehung. All diese Dinge
können selbstbestimmt in der jeweiligen Beziehung bestimmt
werden und auch verändert werden, wenn die Bedürfnisse
einer oder mehrerer Personen sich ändern. Solche
Veränderungen müssen aber nicht den Abbruch einer
Beziehung bedeuten, wie das in RZBs häufig der Fall ist,
sondern verändern meist nur – wenn überhaupt – mehr oder
weniger die Stellung der Beziehung im Netz. Auch können 3 oder
4 Ecksbeziehungen in diesem Netz eine wichtige Stelle einnehmen, da
die Bedeutung der “Zweisamkeit” von den Menschen selbst
gewählt wird und nicht vorbestimmt ist. Es gibt hier also
keine (von vornherein) abgegrenzten sozialen Räume. Meine
persönlichen Entscheidungen kann ich sowohl mit C allein
besprechen, als auch wenn ich gerade mit C, B, H und G im Plenum
sitze oder Tee trinke. Ich kann potentiell mit allen Menschen in
meinem Netz eine in irgendeiner Form geartete körperliche
Beziehung haben.
Jedenfalls sollte es kein festgelegtes Tabu für so etwas geben
(wobei “körperliche Beziehung” hier ALLES meint, was mit
Körper zu tun hat, also “auch” Tanzen, Streicheln, Umarmen,
Händchen halten, Küssen, Anlehnen, etc. 27 ). Hier sollte auch in jeder neuen Situation
eine neue Entscheidung getroffen werden, ob ich jetzt mit dieser
Person KÖRPERN ( siehe “körperliche Beziehung”) will.
Diese Entscheidung sollte sich nicht automatisch aus der Gewohnheit
(“letztes Mal durfte ich das doch auch”), der Uhrzeit (Nacht), dem
Ort (zum Beispiel die gleiche Schlafstelle) ergeben, sondern aus
den Bedürfnissen der beteiligten Personen.
Außerdem heißt das natürlich auch, dass sich aus
einer bestimmten Handlung keine bestimmte soziale Stellung ergibt
und umgedreht. Dabei kann es natürlich leicht passieren, dass
eine gemeinsame Handlung sehr unterschiedliche Bedeutungen für
die beteiligten Personen hat, aber ich meine behaupten zu
können, dass die jetzige Einteilung (Sexualität = Liebe =
Liebesbeziehung; “nur” Reden = Freundschaft; Saufen = Kumpel) diese
unterschiedlichen Wahrnehmungen nur zu kategorisieren und in ein
funktionales vorgefertigtes Muster zu drücken versucht, was
sowieso nur äußerst selten etwas mit den Menschen zu tun
hat, die oder deren Gefühle da kategorisiert werden.

Es ist gar nicht so schlimm unterschiedliche Bedürfnisse und
Gefühle zu haben, kann ich Euch sagen. Solange mensch die
Offenheit und Vertrautheit besitzt, sie sich gegenseitig zu sagen /
bzw. sagen zu können, werden erstens viele
Missverständnisse aus dem Weg geräumt sein und
gleichzeitig auch die entwürdigenden, nervenden,
zermürbenden Grübeleien:
Mag er mich oder mag sie mich nicht?
Wird er mich zum Abschied drücken?
Was bedeutet es, wenn sie mich nicht anruft oder er keine Zeit
für mich hat?
Mag er es eigentlich, wenn ich den Arm um ihn lege?…
Fragen / Sagen hilft! Und Anworten auch! 28
Das alles soll natürlich nicht heißen, dass es keinerlei
Gewohnheiten geben sollte und ständig alles neu hinterfragt
werden sollte, aber eine Gewohnheit als DIE Begründung
für eine Handlung zu haben (sei es nun zusammen Kochen,
Küssen oder Mensch ärger dich nicht spielen) ist für
mich nicht akzeptabel. Ich höre ja auch nicht immer auf die
nette Polizistin, weil sich das halt so gehört und ich das so
gelernt habe und ich esse nicht, weil es 18.00 Uhr ist und es bei
meinen Eltern da immer Abendbrot gab bzw. gibt.


Oder auch so

Bei unserer Vorstellung davon, “Wie’s anders sein kann”, fanden wir
wie gesagt keinen Konsens.
Die beiden anderen vertreten das oben dargestellte. Ich möchte
hier meine Vorstellung skizzieren.
Wir sind uns schon in einigen Punkten einig, zum Beispiel darin,
dass es jetzt schon Netzwerke gibt. Sie sind dafür, diese
Netzwerke weiterzuentwickeln, zu befreien (emanzipieren). Mein
Ansatz ist ein anderer. Ich denke nämlich, dass es diese
Netzwerke und ein Bewusstsein von Netzwerken unter anderem deshalb
gibt, weil Öffentliches und Privates getrennt sind. Die oben
beschriebenen Merkmale von Beziehungen, die ja auch teilweise in
Beziehungen mit “nur” guten Freunden und nicht nur in der RZB
vorkommen (über Probleme reden, manchmal auch
Zärtlichkeiten), sind für das Private gedacht, für
den “Harmonie-Bereich”, das andere – Konkurrenz, HERRschaft,
Auseinandersetzungen – für die Öffentlichkeit. Dabei galt
schon vor 20 Jahren ausgehend vom Feminismus: “Das Private ist
politisch!”. Damit sollte darauf hingewiesen werden, dass auch das,
was im Privaten passiert, mit dem zusammenhängt, was in der
Gesellschaft passiert, dass das Patriarchat auch (vielleicht sogar
besonders) “in den eigenen vier Wänden” Einfluß auf die
Menschen und die Verhältnisse zwischen ihnen hat. Ich finde es
deshalb besser, wenn die Trennung von Privatem und
Öffentlichen aufgehoben wird. Die positiven Aspekte
müssen auch in der Öffentlichkeit möglich sein,
Zärtlichkeit, Solidarität, die Sorge um andere Menschen,
einander zuhören, füreinander da sein, sollten
gesellschaftliche Prinzipien werden. Die “Nahrung für die
Seele” darf nicht länger beschränkt werden. 29 Das heißt ja nicht, dass ich mit allen
Menschen überall ficken (Nähe ist nicht gleich ficken)
und mir immer und überall die Probleme anderer Menschen
anhören muss (diese Kritik an meinem Vorschlag wurde schon
geäußert), aber es sollte zumindest möglich sein,
dass das Menschen tun. Es gibt zwar HERRschaftsverhältnisse
wie Kapitalismus, Sexismus, das Verhältnis Erwachsene-Kinder,
etc. so dass es oft Widersprüche gibt zwischen Menschen und
sie auch noch dadurch erpressbar sind, aber auch “das Private”
schützt nicht davor (siehe “Da kann ich doch nix machen, das
sind doch ihre Kinder” – Entschuldigung dafür, nichts zu
machen, wenn Erwachsene Kinder schlecht behandeln). Vielleicht ist
es sogar schwerer möglich, HERRschaft über andere
Menschen auszuüben, wenn es nichts Privates, keinen
undiskutierbaren Raum, mehr gibt. 30 Auch sollte die Bedeutung von
Sexualität und die Markierung von Handlungen als
Sexualität und deren Tabuisierung aufgehoben werden. Ich
denke, dass es dadurch möglich ist, dass Sexualität nicht
mehr als Mittel, um HERRschaft auszuüben, benutzt werden kann.
Dann ist es möglich, diese Dinge mit verschiedenen Menschen zu
tun, nicht mehr auf einen Menschen angewiesen zu sein. Die
Erpressbarkeit ist gering oder gar nicht da, die Gewalt in den
Beziehungen nimmt ab. Auch solche unkonkreten Aussagen wie “Ich mag
dich!” oder “Ich habe dich lieb” sollten nicht mehr verwendet
werden, stattdessen wäre es besser, wenn sich Menschen sagen,
was sie gern miteinander tun würden, dass sie gerade keine
Lust auf bestimmte Sachen haben, versuchen zu beschreiben, was die
andere Person (gerade in dem Moment, denn Beziehungen ändern
sich) für sie bedeutet, wenn das denn nötig ist. 31
In Diskussionen oder wenn mir andere Menschen erzählen, was
sie gerade beschäftigt, fallen immer mal solche Wendungen wie
“Freundschaften pflegen” oder “Zeit in eine Beziehung investieren”.
Besonders beim zweiten, aber auch bei den Stichworten “Wert” und
“Besitzanspruch” wird deutlich, dass Verhältnisse zwischen
Menschen mit der aktuellen, kapitalistischen Ökonomie
zusammenhängen, ähnlich funktionieren. Ich muß
irgendetwas haben (Kapital), um es zu investieren und den
gewünschten Gewinn zu erzielen, um mir mit diesem irgendwelche
Wünsche zu erfüllen, statt dass ich gleich allein oder
mit anderen etwas für die Erfüllung des Wunsches tue. Ich
muß erst mit Leuten ins Kino gehen, fragen woher sie kommen,
was sie so machen, um zu ihnen Vertrauen zu haben, Nähe zu
spüren, sie an mich ran zu lassen (in welcher Beziehung auch
immer) statt dass Menschen grundsätzlich einander vertrauen,
etc. Nicht ich spiele eine Rolle, sondern mein Wert. Mein Vorschlag
schließt auch die Aufhebung von Privteigentum, vor allem an
(Re-)Produktionsmitteln ein, auch diese müssen
veröffentlicht/vergesellschaftet (das heißt nicht
“verstaatlicht”!) werden, dürfen nicht nur von einzelnen
Menschen kontrolliert werden. Hier wird schon deutlich, dass die
Aufhebung von Öffentlichem und Privatem eine große
gesellschaftliche Veränderung bedeutet, tatsächlich halte
ich diese in Anbetracht dessen, wie die Welt gerade ausssieht und
funktioniert für dringend notwendig – also: mehr Gesellschaft,
weniger HERRschaftsverhältnisse (Kapitalismus, Sexismus,
Patriarchat, Rassismus, Staat, RZB), mehr Freiheit und
(selbstdefiniertes) Glück und Zufriedenheit, weniger
Einschränkungen und Leid. Praktisch könnte das vielleicht
so aussehen, dass sich die Formen des Zusammenlebens ändern,
Menschen in Kommunen leben, wo mehr Begegnung, Nähe, Austausch
ist, ihr Leben gemeinsam organisieren, gemeinsam für aller
Bedürfnisbefriedigung arbeiten. Aber die Praxis muß von
allen Leuten diskutiert werden, wird vielleicht immer mal
geändert. Ich möchte und kann mich nicht auf einen
“Masterplan” festlegen, aber eine Idee habe ich ja schon mal.


Was bei der Umsetzung schwer ist

Da wir in einer nach RZBs strukturierten Gesellschaft leben, kann
mensch sich dem natürlich nicht einfach so entziehen und
stößt auf viele Widerstände. Wir möchten hier
einige benennen und ein paar Überlegungen zum Umgang mit ihnen
liefern.

Ich bin oft von Menschen umgeben, die die RZB propagieren oder als
Selbstverständlichkeit ansehen und diese Struktur im Umgang
mit mir auf mich übertragen wollen. Wenn sie mich mit einem
zärtlich umgehen sehen, beim streicheln o.ä., heißt
das für sie, dass ich eine RZB mit dieser Person habe und
reden dann auch so von ihr, sagen z.B. “dein Freund” (zwinker,
zwinker – siehe Namen und Rahmen) statt des Namens der Person.
Wenn sie wissen wollen, wo betreffende Person gerade ist, fragen
sie mich, auch wenn viele Menschen dabei sind, die das viel besser
wissen könnten, mit ihm zusammen wohnen oder lohnarbeiten oder
in einer Gruppe arbeiten.


Die geschlechtsspezifische Komponente der
Netzwerklebensformen

Natürlich erfahren Menschen, die sich der traditionellen Form
von Zweierbeziehungen verweigern, Reaktionen und Sanktionen von
ihrer Umwelt. Diese sind in hohem Maße davon bestimmt,
welchem Geschlecht sie augenscheinlich angehören. In der
bürgerlich-patriarchalen Ideologie existiert ein altes
Gegensatzpaar, um sexuelle AbweichlerInnen zu diskreditieren: Die
Schlampe und der tolle Hecht.
Männer und Frauen (im zugeschriebenen Sinne) sehen sich also
spezifischen Reaktionen gegenüber, wenn ihr Umfeld wahrnimmt,
dass sie sich die Freiheit nehmen, Zärtlichkeit und
Sexualität mit verschiedenen Personen zu praktizieren.
In so fern stellt unsere Art zu leben auf sexueller Ebene keine
Neuerung dar, sie hat ihre Nische im bürgerlich-patriarchalen
System.
Wenn wir aber davon ausgehen, dass unsere Gefühle und Gedanken
auch gesellschaftlich gemacht werden, müssen wir einbeziehen,
wie sie uns haben wollen und was sie uns zuschreiben, um Ihnen
nicht auf den Leim zu gehen und am Ende selbst zu glauben was sie
denken wie wir uns fühlen sollen.

Die Schlampe muss sich überlegen, wie sie mit der Ächtung
bürgerlicher Kreise umgeht und der tolle Hecht oder Macker
muss überlegen, wie er sein Tun erklärt, ohne
bürgerliche Rollenvorstellungen vom sexuell erfolgreichen Mann
zu reproduzieren.

Fürs Erste scheint klar zu sein, wer’s hier leichter hat. Aber
denken wir weiter und fragen uns: Wer sind (in der
bürgerlichen Ideologie) die PartnerInnen von Schlampe und
Hecht?
Der Mann der Schlampe ist ein Depp, die Witzfigur vom
gehörnten Ehegatten. Er hat also damit zu rechnen, dem Spott
und Hohn seiner Umwelt anheim zu fallen, wenn seine vermeintliche
Partnerin eben nicht die “seine” ist.
Die Frau des Hechtes wiederum ist ein armes, verlassenes
Geschöpf. Gute FreundInnen aus der Zweierbeziehungsszene
werden es nicht unterlassen, sie trösten zu wollen und zu
bestätigen was für ein herzloser Kerl “ihr” Partner doch
ist.
Indes ist, wenn wir anerkennen, dass wir selbst zum großen
Teil Produkt der Verhältnisse sind, offensichtlich, dass diese
Zuschreibung uns betrifft, da unser soziales Umfeld Teil der
Verhältnisse ist. (KeinR von uns kann sich gänzlich aus
dem bürgerlich-patriarchalen Umfeld entfernen). Wir
können uns “ein dickes Fell” anschaffen und versuchen, die
unsinnigen Zuschreibungen zu ignorieren. Da wir aber denken, dass
unser Entwurf nicht nur unsere Sache ist, die “die anderen” zu
tolerieren haben, sondern faktisch besser als das Leben in
serieller Monogamie oder Ehe, ist es an uns, Strategien zu
entwickeln, die vermitteln, dass es in der Tat anzustreben ist,
keineN “meineN” zu besitzen.

An diesem Punkt danken wir den Schlampen von der Schlampagne, die
den Begriff Schlampe neu und positiv besetzen als widerständig
lebende Frau, die ihre Beziehungen keiner HERRschenden Norm
unterwerfen will. 32
Ich könnte als dekonstruktivistisch argumentierende Person
diesen Begriff für mich nutzen, trotzdem ich männlich
sozialisiert und dem Augenschein nach ein Mann bin.
Vielleicht würden wir damit aber die patriarchale Ordnung
leugnen und Mackern wie Langhans, die sich mit einem Harem
schmücken eine antisexistisch beglaubigte Entschuldigung
liefern? 33

Vielleicht brauchen wir ein neues Wort für widerständig
lebende Menschen, die ihre Geschlechtsidentität und ihre
Beziehungen keiner HERRschenden Norm unterwerfen wollen.

Wir gehen hier nicht weiter und fragen alle Interessierten, vor
allem die Schlampen von der Schlampagne: Was haltet Ihr davon, wenn
Menschen, die aufgrund Ihres Aussehens und Ihrer Erziehung
Männer sind, die ständige Zuschreibung ablehnen und
keinen Bock auf den ganzen Männer-Scheiß haben?
Dürfen wir Schlampen sein oder leugnen wir damit die Vorteile,
die wir aufgrund unseres zugeschriebenen Geschlechtes haben?


Eigene Denkmuster

Auch ich selbst denke noch teilweise in alten Beziehungs-Mustern,
die mir in vielen Jahren Sozialisation eingeprägt wurden.
Mir wurde beigebracht, dass bestimmte Bedürfnisse nur eine
Person befriedigen darf und dass an diese
Bedürfnisbefriedigung bestimmte vorgegebene Bedingungen
geknüpft sind.
Ich denke, wenn ich mit einer ins Kino gehe oder sie zum Essen
einlade, Zärtlichkeiten mit ihr tausche, mich gerade um sie
kümmern möchte, mich ihr Leben interessiert, dann
wäre ich dazu zwingend für eine längere Zeit
verpflichtet und dürfte diese Dinge nur auf diese Person
beschränken. “Denken” ist hier allerdings das falsche Wort,
weil es nicht wirklich ein Denkprozess ist, sondern eine
verinnerlichte Herrschaftsstruktur, eine Art Programm, das
automatisch abläuft, wenn ich bestimmte “Informationen”
erhalte. Es funktioniert nicht, wie wenn ich überlege, wieviel
die dritte Wurzel aus 30 ist, sondern eher so, wie wenn die
Fußgängerampel rot ist und ich deswegen nicht über
die Straße gehe (auch wenn gar keine Autos da sind). Hier ein
paar Beispiele: zwei Personen, die sich streicheln, bedeutet, die
haben eine RZB, was mein Verhalten ihnen gegenüber bestimmt;
ein Mensch fragt mich, ob er bei mir schlafen darf , weil er die
Nähe gerade sehr nett fände und sich noch mit mir
unterhalten möchte, was ich schon gern will, da dies aber zu
einer RZB gehört, ich die mit ihm aber nicht will (bei den
vielen Bedingungen), lehne ich ab; zwei Personen, die viel Zeit
miteinander verbringen, immer sehr glücklich aussehen,
scheinen für mich eine RZB zu sein, ich bin traurig, weil ich
mit einer sehr gern was machen würde, mehr Zeit mit ihr
verbringen, sie kennenlernen, was aber nicht geht, da sie ja eine
RZB hat bzw. es mir so scheint.


Fremderwartungen an mich

Da die Gesellschaft (die Leute um eine/n herum) das Bild eines
bestimmten Beziehungssystems vor sich haben, interpretieren sie die
Handlungen, die eigentlich nicht in dieses System passen (sollen)
doch so, als wären sie Teil dieses Systems.
Wenn sich zum Beispiel zwei Menschen in der Öffentlichkeit
umarmen oder küssen oder Händchen halten, etc., wird
ihnen oft eine RZB zugeschrieben, ohne sie zu fragen. Sie werden
dann von ihrer Umwelt oft behandelt, als seien sie ein Pärchen
und kämen nur im Zweierpack vor. Weitere öffentliche
Zärtlichkeiten werden als erneuter Beweis für eine RZB
genommen, auch wenn die Betroffenen dies dementieren. Als negative
Folge wird die eine Person ständig mit der anderen in
Verbindung gebracht, als könne sie ohne sie gar nicht
existieren. Sie wird nach dem Befinden, dem Aufenthalt und den
Plänen der vermeintlichen Partnerin /des vermeintlichen
Partners befragt, mit IHR angesprochen auch wenn sie alleine ist
(“Was macht denn IHR heute abend?), …
Mit diesen Zuschreibungen ist nur schwer umzugehen. Oft steht
mensch vor der Wahl, sich entweder auf diese Zuschreibungen
einzulassen und die Fragen nach bestem Wissen zu beantworten oder
sie vehement abzulehnen, was auch bedeutet, diese Fragen nicht zu
beantworten, wenn mensch zufällig eine Antwort weiß.
Beides ist nicht befriedigend.
Ersteres, weil damit das Konzept nicht hinterfragt wird und so
stehen bleibt und vielleicht in das eigene Denkmuster
übernommen wird.
Zweites, weil mensch unter Umständen lügt und
außerdem auch nicht sicher ist, ob die Fragende / der
Fragende sich bei der Antwort denkt: “Aha, sie haben also doch
keine RZB!” Vielleicht hat er /sie das vorher ja auch gar nicht
gedacht und nur zufällig DICH gefragt und Du blockst nur ab,
weil Dich heute schon drei Leute nach dem Verbleib der gleichen
Person gefragt haben.
Um sicher zu gehen, was hinter einer solchen Frage steht, muß
mensch wahrscheinlich dann erst einmal nachfragen: “Warum fragst Du
denn gerade mich?”, “Woher soll ich denn das wissen?” Vielleicht
kann dadurch ein Nachdenken / Überdenken erreicht werden.
Wenn mensch mit mehreren Menschen intensive Beziehungen pflegt, ist
es angebracht, offensiv in der Öffentlichkeit damit um zu
gehen, damit gar nicht erst der Gedanke aufkommen kann, mensch
würde irgendjemand hintergehen / betrügen. Die angeblich
betrogene / hintergangene Person wird sonst oft als Opfer
behandelt, bemitleidet oder aus Unsicherheit gemieden.
Außerdem wird das Zweier – Beziehungskonzept
erschüttert, wenn offensichtlich wird, dass eine intensive
Beziehung eine andere nicht gefährdet bzw.
beeinträchtigt.
Wichtig ist dabei vor allem, dass innerhalb dieser Beziehungen klar
gestellt ist, um welche Art von Beziehung es sich hier handelt bzw.
um welche nicht. Klarheit über Erwartungen, Vorstellungen,
persönliche Grenzen, etc. ist die beste Voraussetzung
dafür, dem Druck von außen (und auch dem von innen)
stand zu halten.


Fremdbeurteilung

Wer sich gegen die RZB stellt und dies auch noch lebt, hat mit
Erklärungsmustern zu tun, die ihre / seine Abnormalität
begründen sollen.
Oftmals sind diese Erklärungen je nach Geschlecht
unterschiedlich.
Frauen, die eine RZB ablehnen werden im “positiven” Falle
bemitleidet, da sie ja bestimmt schon mal schlechte Erfahrungen
gemacht haben und nun psychisch so sehr verletzt sind, dass sie
eine weitere Verletzung nicht ertragen können oder wollen.
Wenn eine Frau allerdings offensiv “ungebunden” lebt und mehrere
sexuelle Kontakte pflegt oder hat, wird sie schnell zur sorglosen
SCHLAMPE ohne “Moral” und “Anstand” und in “ungeordneten
Verhältnissen” lebend.
Männer haben es in der Hinsicht schwer, wenn sie aus einem
antipatriarchalen Verständnis Polygamie ablehnen. Ein Mann mit
mehreren sexuellen Kontakten ist oft auch für sie ein Macho /
Deckhengst o.ä.. Genau mit solchen Urteilen werden es auch
Männer zu tun bekommen, die RZBs für sich ablehnen und
selbstbestimmte Beziehungen leben.
Nur ist ein Macho doch jemand, der Frauen und ihre Bedürfnisse
nicht ernst nimmt, sie nur für die Befriedigung seiner
Bedürfnisse benutzt, und mit anderen Männern in
Konkurrenz steht.
Ein selbstbestimmt lebender Mensch wird jedoch die Bedürfnisse
anderer Menschen respektieren und ernst nehmen, Konkurrenz
vermeiden und aufgezwungene Heterosexualität angreifen.

Schlusswort

Abschließend läßt sich eigentlich nur sagen, dass
wir mit all diesen Ausführungen gern eine Diskussion anregen
möchten, in welcher die RZB hinterfragt wird und ihre
Funktionen benannt werden, Leute über IHRE Bedürfnisse
nachdenken und reden und vielleicht eigene neue Formen des
solidarischen Miteinanders entwickeln, zur Diskussion stellen und
LEBEN.
Wir sind an solchen auch brennend interessiert, obwohl wir schon
ziemlich überzeugt von den hier vorgestellten Ideen sind.
Wenn ihr uns kritisieren, was nachfragen, diskutieren oder
Ähnliches wollt – meldet euch!

Das GegenBez-AutorInnenkollektiv

Kontaktadresse:
PAKT-Gruppe Erfurt
C/o Fachschaftsrat Soz an der
FH Erfurt
Altonaer Straße 25
99084 Erfurt
pakt@stud.fh-erfurt.de

(Diese ist keine Broschüre der PAKT-Gruppe, wir sind lediglich
über diese zu erreichen!)



[01] Für meine Begriffe ein falsch verstandener
Dekonstruktivismus.
[02] “Unglücklich” wäre m.E. hier besser
[03] Ich nicht!
[04] dies ist unsere erste Broschüre, das erklärt das
seltsame Vorgehen
[05] ganz so schlimm war es nicht
[06] Ich finde diese ganzen Dinge nicht wirklich positiv, denke,
dass sie nur gesellschaftlich als positiv gelten.
[07] Außerdem sind die verinnerlichten Regeln, die
Erwartungen an die andere Person, die Bedeutung, die mensch
bestimmten Din-gen beimißt, bei beiden unterschiedlich. Das
ist beiden oft nicht klar, was zusätzlich zu Streß
zwischen ihnen führt.
[08] Wobei ich es nicht schlimm finde, als “Weichei” zu gelten.
Vorstellungen von “Männlichkeit” (siehe Text) schränken
mich nur ein
[09] Es fragt sich auch, was das in diesem Kontext (Zusammenhang)
überhaupt für eine “Liebe” sein soll !!!
[10] (kritische Theorie)
[11] (denn Zärtlichkeit und körperliche Nähe werden
oft mit Sex gleichgesetzt, wenn mensch das eine miteinander macht,
dann auch das andere)
[12] Wir leben in einer Gesellschaft, in der ständig Menschen
als “fremd” stigmatisiert werden, die Angst vor “dem Fremden” oder
auch nur vermeintlich “Fremden” geschürt wird, wo Bedrohungen
konstruiert werden (z.B. Organisierte Kriminalität,
Terrorismus, Jugendkriminalität, Migration),
“law-and-order”-Politik oder harte Parolen wie die von der
“wehrhaften Demokratie” immer noch für einen Wahlsieg gut
sind, wo im fortgeschrittenen Kapitalismus jeder gegen jeden
kämpft, um Profit, Arbeitsplätze, Ressourcen (Rohstoffe,
Grundlagen), die meisten Beziehungen über Wert vermittelt
sind. Wie ist es da möglich, dass Menschen von jetzt auf
gleich (wenn sie sich verlieben) Vertrauen zueinander bekommen? Ist
das nicht ein Widerspruch und ein Anspruch, der gar nicht
erfüllt werden kann?
[13] Auch durch Wörter, die die Qualität einer Beziehung
bezeichnen sollen, werden Beziehungen vereinheitlicht. Menschen
sagen zum Beispiel “Ich mag Dich/diesen und jenen.” Dann gibt es
noch die Aussage “Ich habe Dich/diese und jene lieb.” Oder sie
spre-chen sogar von “Liebe” und sagen “Ich liebe Dich.” Nur, was
heißt das? Vielen Menschen sind in ihrem Leben viele Male
diese Wendungen begegnet. Sie wurden ihnen vielleicht von den
Eltern gelernt. Wenn das kleine Kind der Oma keinen Kuß geben
woll-te, wurde in vorwurfsvollem Ton gefragt “Hast du mich denn
nicht lieb?”, so dass dem Kind gegen dessen Willen doch noch ein
Küsschen abgerungen wurde. Gehört haben wir sie auch aus
dem Fernsehen und gleichzeitig zeigten uns die Bilder, was denn
Menschen so machen, die sich “mögen”, “lieb haben”, “lieben”.
Auch in vielen Büchern spielt das Thema eine Rolle, wird uns
die Bedeutung der Worte erklärt. Wenn wir nun denken, wir
“mögen”, “lieben” einen Menschen, dann heißt das meist,
dass wir be-stimmte Erwartungen an diesen haben, freundlicher
ausgedrückt, bestimmte Dinge gern mit ihm tun würden.
Wenn also eine zur anderen (oder über eine andere) sagt, sie
würde sie “mögen”, heißt das meist, sie erwartet
das von ihr, was sie gelernt hat, was diese Wendung bedeutet.
Vielleicht antwortet die andere ja “Ich dich auch.”? Eigentlich ist
es ja schön, wenn Menschen sich über ihre Beziehung
zueinander einig sind, aber dadurch, dass wir verschiedene
Vorstellungen von “einen lieb haben” haben, kann es sein, dass die
Kommunikation gestört ist. Wenn beispielsweise für den
einen damit regelmäßige Anrufe verbunden sind,
Spaziergänge oder – im Moment noch kritischer, da oft Mittel
zur Unterdrückung – irgendeine Form dessen, was als Sex
verstanden wird, für die andere Person aber keinesfalls. Dann
denken die beiden, sie würden sich verstehen (“Ich hab dich
lieb.” Ich dich auch.”), haben aber tatsächlich
unterschiedliche Vorstellungen von ihrer Beziehung. Dies macht sich
dann auch im Umgang der beiden miteinander bemerkbar, wenn am
Anfang vielleicht wenig, dann aber immer häufiger Konflikte
auftreten, weil eben bestimmte Dinge erwartet werden, die aber
nicht miteinander übereinstimmen, nicht erfüllt werden,
obwohl das beide glauben. Die Begriffe “mögen” oder auch “lieb
haben” sind nicht konkret. Sie taugen nicht, um ein Gefühl
auszudrücken oder zu beschreiben, was eine Person für
eine Bedeutung für mich hat oder damit auszudrücken, dass
ich gern bestimmte Sachen mit dem anderen tun würde. Es ist so
als ob wir über Möbel reden würden und glaubten, das
selbe zu meinen. Dabei wissen wir von Möbeln doch nur, dass
sie in der Wohnung ganz schön sind, aber nicht wie sie
aussehen, welche Form und Farbe wir bevorzugen, ob sie weich sind
oder hart, was wir damit anstellen wollen, welche wir
überhaupt brauchen … – Cui bono? Wem nützt es?
[14] Lifestyle-Zeitung, Parfüm
[15] (Nicht nur) hier wird ein Zusammenhang zwischen der Existenz
von RZBs und einer kapitalistischen Ökonomie deutlich.
[16] Die Zitate in diesem Abschnitt kommen alle aus dem Buch
“Eifersucht”, welches 1979 von Ernest Bornemann, Heinz Körner,
Edith Lankor, Arno Plack und Adalbert Schmidt im luci körner
verlag heraus gegeben wurde.
[17] Natürlich können die Rollen auch andersherum
verteilt sein, es können auch beide buckeln. Aber irgendwer
muß für die Repro-duktion sorgen. Die
geschlechtsspezifische Diskriminierung (Ungleichbehandlung) auf dem
Arbeitsmarkt und der Sachverhalt, dass es immer schon so war (“die
normative Macht des Faktischen”), gibt hier die Norm vor.
[18] Ich sehe diesen Punkt als sehr wichtig an. Menschen haben das
Bedürfnis nach Nähe. Es ist aber nicht gesellschaftliches
Prinzip, dass diese Nähe unter allen Menschen möglich
ist, sondern nur unter bestimmten Bedingungen, in einer RZB. Also
nur zu einer Person, die am besten noch das entgegengesetzte
“Geschlecht” hat, in einem vorgegebenen Rahmen. (So ist auch
erklärbar, warum Menschen eifersüchtig sind, weil der
andere Mensch in der RZB die einzige Möglichkeit ist,
Nähe, “seelische Nahrung” zu erfah-ren.) Dieses Prinzip haben
viele Menschen verinnerlicht, sie haben gelernt, dass “man das so
macht”. Was bedeutet dies für die Menschen in der RZB? Beiden
ist klar, dass sie aufeinander angewiesen sind, wenn sie Nähe
erfahren wollen. Beide können im günstigsten Fall
einander sehr gut leiden, wollen für die andere da sein, wenn
diese sie braucht, etc. Dies ist eine Situation, in der beide
erpresst werden können, Gewalt erfahren. So lange die
Bedürfnisse übereinstimmen, ist alles OK. Aber was ist in
diesem Fall: A und B leben in einer RZB. A möchte etwas von B,
weil dieses nur mit ihr möglich ist, z.B. in Arm genommen
werden, Ge-borgenheit – was zu den Dingen gehört, die nur mit
dieser Person möglich sind, kommt auch darauf an, wie liberal
die Beteiligten die RZB auslegen. B hat aber etwas anderes vor oder
ihr ist gerade nicht danach zumute. Welche Möglichkeiten hat
B? Entweder sie gibt A diese Geborgenheit und vernachlässigt
die andere Sache oder sie macht die andere wichtige Sache, was
bedeutet, dass A keine Geborgenheit bekommt. Welche
Möglichkeiten hat A? Entweder fordert sie ein, dass A jetzt
für sie da ist, dann weiß sie a-ber, dass A etwas nicht
tun kann, was dieser wichtig ist, oder sie sagt A, dass diese ruhig
das andere tun soll, dann fühlt sie sich weiterhin allein,
elend, ist weiterhin “hungrig” etc. Dies ist HERRschaft, beide
Menschen haben keine Kontrolle über die Situati-on,
können ihr Verhältnis nicht untereinander aushandeln,
bestimmen. Egal was passiert, es wird die Beziehung der beiden
nicht verbessern, weil beide in diesem Zusammenhang Gewalt
gespürt haben, ihre eigene Ohnmacht dem gegenüber, es sei
denn, sie wissen um die gesellschaftlichen Umstände, die daran
schuld sind, können darüber diskutieren und es damit
verarbeiten, vielleicht nach einer Veränderung der Situation
suchen.
[19] Sexualität ist natürlich nicht an sich GUT !!!,
finde ich jedenfalls.
[20] Und zudem evtl. nur aufgrund eines Beziehungsvertrages
[21] Eurozentristisch gesehen, nehme ich an.
[22] Ich meine ja eher, dass Verliebtsein zwar kein
konstituierendes Element der Ehe war, das heißt, bei der Wahl
des Ehepartners / der Ehepartnerin keine Rolle spielte (mensch
durfte ja sowieso nicht selbst wählen), jedoch unabhängig
davon schon bekannt war. Anscheinend hat es damals aber längst
nicht solch eine Rolle im Leben der Menschen gespielt wie
später.
[23] Nachzulesen bei Engels, Der Ursprung der Familie, des
Privateigentums und des Staates
[24] Werken/Handarbeit in der Grundschule, Informatik/Sozialwesen
an der Hochschule, Schreiner/Arzthelferin in der Lehre
[25] Nachzulesen bei Barrett, Das unterstellte Geschlecht, Berlin
1990, S.110
[26] Das ist doch Ironie oder!? | ja
[27] Von mir aus auch das Drüberstülpen der Vagina oder
des Afters über den Penis oder “sexuelle Reizung” der
Körperflächen, die sich dafür eignen. Nur damit Ihr
nicht denkt, das sei dabei ausgeschlossen!
[28] “… Drum reißen wir die Mauern ein, die uns trennen.
Kommt zusammen Leute, lernt Euch kennen…” | diese romantische
Ver-klärung “unserer” Musik geht mir auf den Geist
[29] Wie schon Frank Zappa sagte: “There will come a time when you
can even take your clothes off when you dance!” (das ist
Iro-nie)
[30] Diese Hoffnung halte ich für absolut absurd. Rassismus
und Kapitalismus sind z.B. Herrschaftsverhältnisse, die m.E.
vorwie-gend im Öffentlichen zu verorten sind.
[31] Auch hier meines Erachtens wieder falsch verstandener
Dekonstruktivismus. Wenn ich aufhöre etwas zu benennen,
verschwin-det es nicht einfach.
[32] Ich danke der Schlampagne nicht, das find ich komisch und
widerständig sein ist zwar leider notwendig, aber ein für
mich nicht wirklich lebenswerter Entwurf, weil das anstrengt. Ich
bin für eine Gesellschaft, wo kein Widerstand mehr nötig
ist. Aber viel-leicht habe ich den Satz auch bloß falsch
verstanden. |Antw:| In meiner Utopie ist Widerstand
selbstverständlich und alltäglich, weil die Menschen wohl
kaum einfach so alle ihre Bedürfnisse derart ändern
werden, dass alle automatisch zufrieden sind.
[33] Langhans war eine der Leitfiguren der 68er und lebte in der
Kommune 1, die für freie Sexualität eintrat. Die
ungeheure Wich-tigkeit, die er Sex einräumte gipfelte in dem
öffentlich geäußerten Satz: “Was kümmert mich
Vietnam, ich hab Orgasmusschwie-rigkeiten!” Heute verzapft er
esoterischen und rechts angehauchten Unsinn und prahlt in Talkshows
mit “meinem Harem” (Zitat)